Ein Stachel gegen die Gleichgültigkeit

von Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten

Mentoren für Aufnahmeprogramm gesucht

Mit dem NesT-Programm gibt es nun nach Deutschland einen "humanitären Korridor" für Flüchtlinge. Foto: privat

In dem Programm teilen sich Staat und Zivilgesellschaft die Verantwortung dafür, dass Flüchtlinge begleitet und von Anfang an integriert werden. Die Mentoren suchen auch eine Wohnung für sie und übernehmen die Kaltmiete. Die EKvW hat das Programm maßgeblich vorangetrieben und unterstützt die Mentoren aus einem Fonds von 425.000 Euro.

Wie Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller erläuterte, gibt es mit dem NesT-Programm nach dem Vorbild der kleinen Evangelischen Kirchen in Italien nun auch nach Deutschland einen "humanitären Korridor", der den betreffenden Flüchtlingen die lebensgefährliche Fahrt über das Mittelmeer erspart: "Hier kommen die von der Flüchtlingshilfe der UNO ausgewählten Flüchtlinge bereits mit einem sicheren Bleibestatus an. Sie müssen kein Asylverfahren mehr durchlaufen. Ihre Integration kann sofort beginnen."

Es sind zunächst 500 Personen in zwei Jahren. Das sei eine kleine Zahl und keine hinreichende Antwort auf das Versagen der europäischen Politik, aber "vielleicht ein Stachel gegen die Gleichgültigkeit, das Wegsehen." Die gelingende Integration führe zu mehr Akzeptanz bei jenen, die Sorge haben, dass die Integration die Gesellschaft überfordert. Möller: "Das Programm bringt die Werte zum Leuchten, auf die Europa sich gündet. Als Christen bringen wir uns damit ein, woran wir glauben und wofür wir stehen."

Jehan Awan (31) kam 2015 auf der Flucht vor dem Krieg mit Mann und einem kleinen Kind aus Syrien nach Deutschland. Jetzt engagiert sie sich in der Kirchengemeinde Schale in Hopsten im nördlichen Münsterland als Mentorin. Sie möchte etwas zurückgeben von dem Guten, das sie erfuhr: "Ich war so froh, dass Deutschland micht aufgenommen hat." Die tatkräftige Hilfe und die menschliche Wärme, die sie erlebte, seien entscheidend dafür, dass sie sich nun hier heimisch fühlt.

NesT trage der Tatsache Rechnung, dass in den Kirchengemeinden viele Menschen bereit seien, ihre Zeit, ihre Erfahrung und auch ihr Geld für besonders schutzbedürftige Menschen einzusetzen, sagte Martin Dutzmann, der Bevollmächtigte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union.

Die gegenwärtige humanitäre Katastrophe sei ein "Armutszeugnis für Europa", erklärte Ulrich Lilie, Präsident der Diakonie Deutschland. Aber: "Wir klagen nicht nur an, sondern übernehmen Verantwortung."

NesT ist ein Pilotprogramm, das zusätzlich zu den staatlichen Aufnahmeprogrammen die Aufnahme von zunächst 500 besonders schutzbedürftigen Flüchtlingen ermöglicht. Das Besondere an NesT: Es setzt die Aufnahme über zivilgesellschaftliches Engagement voraus. Es muss sich für die aufzunehmenden Flüchtlinge jeweils eine Mentorengruppe finden, bestehend aus mindestens fünf Personen, die sich verpflichtet, finanzielle und ideelle Unterstützung zu leisten. Infos: www.neustartimteam.de . Bu/EKvW

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