Festakt mit viel Prominenz aus Politik, Kirche und Gesellschaft

von Ev. Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten

 

Dorsten - Hohen Besuch führte Dr. phil. Norbert Reichling an diesem Morgen durch das Jüdische Museum in Dorsten. NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst, Bischof Dr. Felix Genn, Superintendent Steffen Riesenberg sowie Zwi Rappoport, Vorsitzender des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe, waren der Einladung zum Besuch ebenso gefolgt wie beispielsweise Regierungspräsidentin Dorothee Feller, Landrat Bodo Klimpel, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung, und Sylvia Löhrmann, Generalsekretärin des Vereins „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“. Für den Ev. Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten waren weiterhin dabei: Pfarrer Dr. Andreas Deppermann, Vorsitzender des Verbands Evangelischer Kirchengemeinden in Dorsten, und Pfarrer Henner Maas, Beauftragter für den Jüdisch-Christlichen-Dialog. Annette Kurschus, EKD-Ratsvorsitzende und Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, musste kurzfristig ihr Kommen absagen. Eine Vollsperrung der Autobahn hinderte sie an der Weiterfahrt nach Dorsten.

Anlass für die Einladung, die Museumsleiterin Dr. Kathrin Pieren, Dr. Mark Gutkin, Vorsitzender der Jüdischen Kultusgemeinde Recklinghausen, Superintendent Steffen Riesenberg, Dechant Dr. Stephan Rüdiger und Bürgermeister Tobias Stockhoff gemeinsam ausgesprochen hatten, war das Festjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“, das bis zum 31. Juli 2022 wegen der Corona-Pandemie verlängert wurde.

Ein Ort des Dialogs und der Wissensvermittlung

Beeindruckt zeigten sich die Gäste von dem bürgerschaftlichen Engagement, das vor 30 Jahren die Gründung des Museums ermöglichte. „Unser Ziel ist es, nicht ein schematisches und starres, sondern ein plurales Bild des Judentums zu zeigen“, betonte Reichling, der bis 2020 das Museum ehrenamtlich geleitet hat und seine erkrankte Nachfolgerin, Dr. Kathrin Pieren, vertrat. Die Aktiven im Museum erforschten nicht nur historisch das Thema Judentum, sondern sie fühlten sich mit ihren zahlreichen Ausstellungen auch zuständig für die Gegenwart. Genau diesen Aspekt lobten die Gäste, vor allem vor dem Hintergrund der verstärkt wahrnehmbaren antisemitischen Strömungen in der Gesellschaft. „Es ist gut, dass das Museum auch jungen Menschen vermittelt, dass es ein jüdisches Leben gibt und dass dies normal ist“, sagte Wüst. Das Museum sei ein Ort, der neugierig mache, ein Ort des Dialogs und der Wissensvermittlung.

Bischof Genn erinnerte daran, dass das Christentum mit den jüdischen Schwestern und Brüder eine gemeinsame Geschichte habe. „Unsere Ursprünge kommen aus der jüdischen Glaubenstradition, denn Jesus war Jude und hat aus dieser Tradition gelebt. Dass seine Sendung zu einer gewaltsamen Trennung geführt hat, zu einem Urschisma, ist eine leidvolle Geschichte des Antisemitismus, die wir als Christinnen und Christen mitzuverantworten haben“, betonte Genn. 

Rappoport würdigte das Museum, das es geschafft habe, durch Bildung zu einem Ort zu werden, in dem Antisemitismus bekämpft werde. „Zu erinnern reicht nicht mehr, wir müssen Engagement und Haltung zeigen“, ist Rappoport überzeugt. Ruth Schulhoff-Walter vom Vorstand des Vereins „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ ergänzte: „Wenn der Antisemitismus nicht beseitigt wird, dann gehen die Vorurteile und der Hass irgendwann auf andere Bevölkerungsgruppen über und wir verlieren die Freiheit.“

Kinder und Erwachsene immer wieder „aufschlauen“

Superintendent Steffen Riesenberg zeigte sich beeindruckt vom „großen Bahnhof“ und sagte: „Ich bin stolz, dass wir in unserem Kirchenkreis so ein tolles Museum haben. Dass es nicht nur die Stadt Dorsten war, die gesagt hat, wir brauchen das, sondern dass es Bürgerinnen und Bürger hier in Dorsten gab und gibt, die eine Erinnerungskultur aber auch vor allem eine Unterrichtskultur wachhalten wollen und uns Kinder und Erwachsene immer wieder „aufschlauen“, was jüdisches Leben bedeutete und heute in der Mitte unserer Gesellschaft bedeutet.“ Pfarrer Deppermann freute sich, dass der Termin wahrgenommen und das jüdisches Leben auch von der Bürgergesellschaft auf diese Art und Weise gewürdigt wird. „Das soll auch so bleiben“, sagte er.

Text: Michaela Kiepe (Bischöfliche Pressestelle), Jörg Eilts

Fotos: Jörg Eilts    

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