Gruß aus der Schweiz

von Gemeinde Gladbeck N

Gladbeck - Sommerzeit ist Urlaubszeit. Daher ist auch Frauke Lorenz in den Süden aufgebrochen, um nachzuschauen, wo denn unser Vikar Ingo Stucke abgeblieben ist und wie es ihm in der Schweiz geht. Für das letzte halbe Jahr bis zum Examen ist er als Auslandsvikar in der Ostschweiz, im hügeligen Appenzeller Land zwischen Bodensee und alpsteingebirge. Dort lernt er die reformierte Kirche kennen und lebt in Bühler, einem Dorf bei St. Gallen. Die kirchlichen Verhältnisse sind so volkskirchlich wie auch in Gladbeck, freilich alles ein wenig überschaubarer. So zählt die Kirchgemeinde 670 Seelen und kann sich dennoch eine Pfarrer leisten. Neben der wirtschaftlichen Stärke ist das möglich, weil alle übergordneten kirchlichen Strukturen relativ schmal ausgestattet sind. Auf die Frage, was ihm denn im Vergleich auffiele antwortet Ingo Stucke: "Die Menschen sind gleich herzlich, im Ruhrgebiet wie im Appenzeller Land. Wichtig ist, das man als Christ zu Christen kommt. Der reforimierte Gottesdiesnt ist von den Abläufen sehr schlicht. Daher ist der Unterschied zur reichen lutherischen Liturgie schon auffällig. Die persönliche Seelsorge kann bei den Verhältnissen natürlich intensiver erfolgen, dafür ist der Pfarrer auch nicht Vorsitzender vom Kirchenvorstand und ist zusätzlich entlastet. Für die westfälische kirche nehme ich die Frage mit, ob jetzt 3000 Gemeindeglieder pro Pfarrer der richtige Weg ist, oder ob die Basis gestärkt werden müsse." Wenn Frauke Lorenz sich wieder auf en Weg nach Norden macht, dann bringt sie viele Grüße für die Menschen in Brauck und Rosenhügel mit.

Interview mit einem Vikar im Juli 2012

Heute hier, morgen dort. Bin kaum da, muss ich fort …
… so heißt es in dem bekannten Lied des Liedermachers Hannes Wader. Der stammt aus Bielefeld, genauso wie unser Vikar Ingo Stucke. Seit Sommer letzten Jahres ist er in unserer Gemeinde. Wir haben daher mit ihm ein „Halbzeit“-Interviews geführt.

Ein Jahr Vikariat liegt hinter Ihnen. Was sind Ihre Eindrücke?
Mein erster und wichtigster Eindruck ist: Es lohnt sich Pfarrer zu werden, es ist ein ungemein interessanter, vielseitiger und spannender Beruf. Ich freue mich immer noch jeden Tag über die vielen Begegnungen mit den Menschen hier. Von meinem Mentor Pfarrer Lorenz habe ich schon viel über den Alltag in Verkündigung und Seelsorge lernen können. Genauso wie eigentlich die ganze Gemeinde eine Mentorin ist.


Inwiefern?
Der Pfarrbezirk Brauck sieht sich ja gerne als das „kleine gallische Dorf“. Das stimmt insofern sogar, als es bei Asterix und Obelix am Ende immer gut ausgeht. Das Dorf hat die Römer besiegt, man sitzt fröhlich in der Runde und verspeist Wildschweine. Nun gibt es hier keine Römer und Wildschweine. Aber die Gemeinde ist im Stadtteil sichtbar, wirkt sozialdiakonisch und pflegt in Gottesdienst und Gemeindeleben eine frohe Gemeinschaft. Von Brauck habe ich gelernt, wie eine schrumpfende Gemeinde trotz massiven Strukturwandels gut auf dem Weg ist, sich und andere erbaut.
Manchmal bekommt man den Vikar wochenlang gar nicht zu Gesicht …
Vikariat ist ja Ausbildungszeit, daher bin ich alle paar Monate für jeweils drei Wochen im Predigerseminar in Wuppertal und im Pädagogischen Institut Villigst. Zusammen mit 20 anderen Vikarinnen und Vikaren aus NRW lernen wir dort und reflektieren unsere  Erfahrungen aus der Praxis.


Was vermissen Sie im Vergleich zu Ihrer alten Heimat?
Ehrlich? Am meisten das gute Trinkwasser. Das Wasser hier ist schon okay, aber es ist schon ein Unterschied, ob es aus Haltern am See kommt oder frisch und kühl aus den Quellen des Teutoburger Waldes entspringt. Dafür schmeckt das „Stauder“-Pils, das ich gerne mal nach Feierabend im Cafe Goethe trinke, wesentlich besser als so manches ostwestfälische Bier.


Zum Bier gehört der Ball. Haben Sie sich schon von der Schalke-Leidenschaft Ihres Mentors anstecken lassen?
Nun ja, der Zustand von Arminia Bielefeld wäre ja ein Grund, zu wechseln. Und die Stimmung in der Arena auf Schalke ist schon einzigartig. Doch bin ich eher dafür, selber Sport zu machen als anderen dabei zuzuschauen. Der Profifußball hat eine wichtige Vorbildfunktion, doch ist er, was z.B. Bezahlung und Transfergelder für Spieler angeht, oft abgehoben. Ich gehe lieber zu Kulturveranstaltungen, in die Gladbecker Stadthalle oder nach Gelsenkirchen ins Theater.


Könnten Sie sich vorstellen, auch im Entsendungsdienst hier zu bleiben?
Ja doch! Gerne. Für die letzten vier, fünf Monate möchte ich zwar noch im Ausland Erfahrungen sammeln. Denn die Kirche Jesu Christi ist ja doch weiter gespannt, als Westfalen und das Ruhrgebiet. Aber dann könnte ich mir gut vorstellen, hier weiterzuarbeiten. Es wäre schön, nach bestandenem Examen auch hier an der Petruskirche ordiniert zu werden. Denn, wie gesagt, feiern, das können die Braucker! Und vieles ist hier im Ruhrgebiet einfacher und direkter als in anderen Gegenden. Aber es ist ein Dienst, zu dem man entsandt wird. Daher hat man auch nur begrenzt Einfluss darauf, wo es hingeht.


Was  würden Sie den Gemeindegliedern zur „Halbzeit“ gerne mal sagen?
Schlicht und einfach: Ein großes Dankeschön, für die „Fehlertoleranz“. Wenn man neu an einem Ort und in einem Beruf ist macht man auch bewusst und unbewusst Fehler. Danke auch für die Geduld, wenn ich im Gottesdienst ab und zu etwas ausprobiere und umstelle.


Herr Stucke, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die „Zweite Halbzeit“.

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