von Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten
"Sonntagmorgen um acht Uhr. Rund 500 Menschen haben sich zu dieser frühen Stunde zum Gottesdienst in der Kirche von Kagondo versammelt. Viele Familien sind mit ihren Kindern gekommen. Etwas ungläubig und auch neidisch blicken wir uns um. So viele Gemeindemitglieder in einem Gottesdienst gibt es in unseren Kirchen in Bottrop nur an Heiligabend - wenn überhaupt. Und um 10 Uhr findet ein zweiter Gottesdienst statt, an dem noch einmal mehr als 250 Menschen teilnehmen."
Seit 1991 besteht eine Partnerschaft zwischen dem Evangelischen Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten und dem Kirchenkreis Jimbo la Mashariki in Tansania. Sie wird durch regelmäßige Kontakte und gegenseitige Besuche mit Leben gefüllt. Jetzt besuchte eine fünfköpfige Delegation aus der Evangelischen Kirchengemeinde Bottrop die Partner in dem ostafrikanischen Land und kehrte mit einer Fülle von Eindrücken zurück. Auf den Weg machten sich Jutta Meckenstock, Kreiskantor Matthias Uphoff, die Pfarrer Claudia und Klaus Göke sowie Katharina Göke.
"Unsere Reise führte uns an die Westküste des Viktoriasees im Norden Tansanias. Dort erstreckt sich unser Partnerkirchenkreis rund um die größte Stadt der Region, Bukoba, dem Zentrum der Nordwest-Diözese der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tansania, zu der neun Kirchenkreise gehören", berichtet Pfarrer Klaus Göke. Während in Deutschland die Gemeinden schrumpfen, sei den Besuchern in Tansania eine wachsende Gemeinde begegnet. Sichtbar werde dies an den gut besuchten Gottesdiensten. "Und viele ältere Kirchen sind zu klein geworden, so dass fleißig an-, um- oder neu gebaut wird, wenn es die finanziellen Möglichkeiten zulassen."
Während ihres Aufenthaltes konnten die Bottroper alle acht Gemeinden des Partnerkirchenkreises besuchen, feierten Gottesdienste und kamen mit den Menschen ins Gespräch. "Überall freuten sich die Menschen über unseren Besuch", erinnert sich Pfarrerin Göke. "Sie haben uns gezeigt, welche Hilfe sie durch den christlichen Glauben und die gelebte Gemeinschaft in ihrem Alltag erfahren und teilen. Trotz der verbreiteten Armut strahlen die Menschen eine ungeheure Lebensfreude aus, die uns alle erfasst und begeistert hat."
In der Gemeinde Kanyagereko trafen die deutschen Gäste die Frauengruppe Bethania, die sich sozial-diakonisch engagiert. "Die Frauen setzen sich für die Alten und Kranken ein, aber auch für all diejenigen, die durch Aids ihre Eltern verloren haben." Den Bethania-Frauen und auch anderen Frauengruppen überreichte Jutta Meckenstock jeweils eine kleine Summe Geld, eine Spende der Bottroper Frauenhilfe.
Die Frauengruppen in den Gemeinden des Partnerkirchenkreises haben ihr eigenes Kreditwesen organisiert. "Sie zahlen anfangs jeweils eine kleine Summe ein, dafür erhalten sie später einen kleinen Kredit, um Saatgut oder Stoff zum Nähen kaufen zu können", erklärt Pfarrerin Claudia Göke. Dabei gebe es klare Regeln, die auch eingehalten würden.
Ein besonderer Höhepunkt des Besuchs war die Teilnahme an einem Chorwettbewerb in der Kathedrale in Bukoba. "Jeder Kirchenkreis der Diözese hatte einen Chor ausgewählt und so kamen wir in den Genuss, neun verschiedenen Chören lauschen zu können", erzählt Kreiskantor Uphoff.
"Viele der Begegnungen haben uns sehr angerührt. Wir alle waren froh und dankbar, dass wir diesen Besuch machen konnten", ziehen die Bottroper Bilanz. Sie freuen sich schon auf den Gegenbesuch aus Tansania im kommenden Jahr, der am Kirchentag in Dortmund teilnehmen wird und auch die Gemeinden in Bottrop besucht. Bu