Mehr Flüchtlinge lassen sich taufen

von Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten

Pfarrerin kritisiert "Glaubensprüfungen"

Pfrn. i.R. Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup. Foto: Bugzel

Dies berichtete Pfarrerin i.R. Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup, Gladbeck, vor der Kreissynode des Evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten. Die emeritierte Theologin engagiert sich auch in ihrem Ruhestand ehrenamtlich in der Flüchtlingsarbeit und kann auf eine jahrzehntelange Erfahrung in dieser Arbeit zurückblicken.

In den Gemeinden des Kirchenkreises hätten sich in den letzten Jahren rund 200 vorwiegend muslimische Flüchtlinge taufen lassen. "Mehrheitlich kommen sie aus dem Iran und Irak, einige aus Afghanistan", wusste die Pfarrerin. Es seien oft junge Menschen, die in ihrer Heimat bereits Kontakt zu Christen hatten, die sich in Hauskirchen treffen. "Diese Hauskirchen wurden von den Behörden vor Ort ausgehoben, die Verantwortlichen festgenommen, die anderen wurden gewarnt, dass die Poilzei nach ihnen sucht." Diese Menschen seien dann gefüchtet, weil sie wussten, dass in ihren Ländern der Abfall vom Islam mit dem Tod bestraft werde.

"Nach ausführlicher Vorbereitung und Unterrichtung werden sie dann in unseren Gemeinden getauft, wohl wissend, dass damit kein Bleiberecht verbunden ist", so Hildebrandt-Junge-Wentrup. Ihre Anerkennung als Asylbewerber durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) sei bis vor wenigen Jahren meistens gegeben, "jetzt verzeichnen wir eine steigende Anzahl von abgelehnten Asylanträgen von Getauften. Der Grund: vermeintliche Unglaubwürdigkeit." Einzelne Entscheider beim Bamf entschieden, was glaubwürdig und was nicht glaubwürdig sei.

Die Gladbecker Seelsorgerin berichtete von Verfahren mit Getauften, in denen es teils groteske "Glaubensprüfungen" seitens der Behörden gebe. Diese hätten zwar die Ernsthaftigkeit der Konversion zu prüfen, aber mancher Ablehnungsbescheid zeige, dass der Charakter der Taufe als Sakrament verkannt werde. Ebenso die Tatsache, dass der taufende Pfarrer selbstverständlich sorgfältig geprüft habe, wie ernst es der betreffenden Person damit sei. Der Glaube dürfe nicht auf die Aneignung von Wissen reduziert werden.

"Unsere Kirche hat in ihren Beschlüssen immer wieder darauf hingewiesen, dass in Glaubensfragen die Kirche zuständig ist und nicht der Staat", unterstrich die Theologin. "Diese Grundsatzposition verletzt zurzeit unser Staat. Die Menschen, die in den christlichen Glauben hineinwachsen, werden diskriminiert und die Gemeinden, die ihnen Heimat bieten, ebenfalls." Bu

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