Reformationstag im Zeichen der Ökumene

von Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten

Gemeinsamer Glaube in gnadenloser Zeit

Rund 600 Besucher feierten in Dorsten den zentralen Reformationsgottesdienst in der Lohnhalle der ehemaligen Zech Fürst Leopold. Foto: Bugzel

Denn an diesem Tag jährte sich der überlieferte Thesenanschlag Martin Luthers, dessen Wirken tiefgreifende Veränderungen in Kirche und Gesellschaft zur Folge hatte, zum 500. Mal.

Mit einem zentralen Gottesdienst in der mit rund 600 Besuchern voll besetzten Christuskirche setzte die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Gladbeck ein starkes Zeichen für die Ökumene. Denn neben den Pfarrerinnen Birgit Krenz-Kaynak und Gabriele Anicker predigte auch Propst André Müller von der Katholischen Propsteigemeinde St. Lamberti in dem Reformationsgottesdienst, der von der Kantorei der Christuskirche musikalisch gestaltet wurde.

"Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen." Für dieses, dem Reformator zugeschriebene Zitat stand symbolisch ein Apfelbaum vor dem Altar, ein Sinnbild für die Ökumene. "Denn wir teilen 1.500 Jahre gemeinsame Geschichte", sagte Propst Müller, "wir haben die gleichen Wurzeln." Jesus Christus sei der Stamm und die Geschichte der Kirche gehöre niemandem allein, so die einhellige Meinung.

In der gemeinsamen Predigt - eine "Meditation zur Reformation" - ging es auch darum, ob auf Katholischer oder Evangelischer Seite des Baums die leckersten Früchte hingen. Hier die Exegese, die Bibelauslegung auf der einen Seite, dort die Liturgie auf der anderen Seite. Hier die Freiheit des Individuums, dort das Gemeinschaftsgefühl. Als die Pfarrerinnen betonen, dass sie in der Evangelische Kirche gleichberechtigt ihren Dienst ausüben, sagte Propst Müller mit einem Augenzwinkern: "Bei uns haben die Männer die Ämter, die Frauen aber das Sagen."

Einige waren sich schließlich die drei Geistlichen, dass es auf beiden Seiten des Apfelbäumchens leckere Früchte gebe. Mit Toleranz, Neugier, Mut und Offenheit müssten beide Seiten Vorurteile abbauen, sich aufeinander zu bewegen und auch Verschiedenheit aushalten. Entscheidend sei letztlich der gemeinsame Glaube in einer gnadenlosen Zeit.

In Dorsten versammelten sich ca. 600 Gläubige aller christlichen Konfessionen zum zentralen Gottesdienst in der historischen Kulisse der Lohnhalle der ehemaligen Zeche Fürst Leopold, mit dem auch die 40-Tage-Aktion "Expedition zur Freiheit" ihren Abschluss fand. Das vierfache "Sola" der Reformation, die Gnade, die Schrift, Christus und der Glaube standen im Mittelpunkt der Predigt, die von den Pfarrern Anke Leuning, Michael Laage und Karl-Erich Lutterbeck gehalten wurde. Die zentrale Aussage der Theologen: "Wir müssen vor Gott keine Angst haben." Die drei Seelsorger forderten die Gottesdienstgemeinde dazu auf, "gemeinsam fröhlich voranzugehen, Neues auszuprobieren, mutig zu handeln und die Zukunft zu gestalten."

In seinem Grußwort wies Bürgermeister Tobias Stockhoff darauf hin, dass der Bergbau eine Wurzel der Evangelischen Konfession in Dorsten gewesen sei. Erst durch ihn seien im Zuge der Industrialisierung zahlreiche Protestanten in die Lippestadt gekommen. Pfarrer Ulrich Franke von der Katholischen St. Agatha-Gemeinde wandte sich an die zahlreichen stehenden Gottesdienstbesucher auf den Emporen der Lohnhalle: "Sie stehen jetzt da oben seit eineinhalb Stunden. Das nenne ich reformatorische Standfestigkeit." Für die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes sorgte der ökumenische Gospelchor "Swinging Church". Bu

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