Sommerempfang mit Erzbischöfin

von Gemeinde Gladbeck N

Reformation und Weltverantwortung

Altpräses Dr. h.c. Alfred Buß führte Erzbischöfin Dr. Antje Jackelén durch die Dauerausstellung "Reformation und Ruhrgebiet". Foto: Bugzel

Gladbeck - Schwedens Erzbischöfin Dr. Antje Jackelén steht für eine Kirche mitten im Leben. Folgerichtig sind für die erste Frau an der Spitze der protestantischen Kirche von Schweden "Reformation und Weltverantwortung" untrennbar verbunden. Dies machte sie beim Sommerempfang im Gladbecker Martin Luther Forum Ruhr (MLFR) beeindruckend deutlich. So gehören Rechtferfigung und Gerechtigkeit zusammen. Wer an Rechtfertigung glaube, sei auch daran interessiert, dass es in der Welt so gerecht wie möglich zugehe.

Vor rund 250 Gästen des Sommerempfangs in der ehemaligen Markuskirche machte die aus Herdecke stammende Erzbischöfin Reformatiion und Weltverantwortung an fünf Bereichen fest: "Es geht um Bildung, um Freiheit, ums Fürchten, ums Verstehen und um Hoffnung." So sei reformatorische Weltverantwortung von Bildung und Verantwortung für Bildung nicht zu trennen. "Die Reformation begann im Schoße einer Universität." Freiheit sei ein zentrales Anliegen der Reformation.

Weltverantwortung, so die Theologin, "ist die Antwort auf die Fragen, vor die die Welt uns stellt. Wer recht antworten will, muss die Frage verstehen." Verstehen bedeute aber auch übersetzen und deuten. Jackelén sprach sich in diesem Zusammenhang für einen "guten Mittelweg des Verstehens" aus und wandte sich gegen eine rigide Prinzipienreiterei oder totalitäre Ansprüche. Es seien nicht permanente Prinzipen, die selig machen, sondern die permanente Kritik der Prinzipien - eine Kritik, die vor dem Erstarren zum Dogma bewahrt.

Die Erzbischöfin zeigte sich überzeugt, dass eine gute Ethik für unsere Zeit nur dann formuliert und gelebt werden könne, wenn man diesen Mittelweg finde. Ein derart gelöstes Denken bewahre davor, die jeweils anderen entweder zu vergöttern, zu verteufeln oder zu trivialisiern. "Der Wille, sich dem Ruf des Anderen zu stellen, lässt hoffen, dass wir doch noch eine heilsame Zukunft für mehr Menschen schaffen können."

Zum Abschluss ihres Festvortrags stellte Erzbischöfin Jackelén die Zukunftsfrage: "Hat die Kirche, haben Christen noch eine Bedeutung als Hoffnungsträger? Und ist diese Bedeutung auf den privaten Bereich beschränkt oder hat sie Einfluss auch auf das öffentliche Leben?" Eine Antwort laute: "Die öffentliche Rolle der Kirche steht in direkter Relation zum Willen zur Weltverantwortung. Dort, wo sich Kirche liebevoll für die Welt und die Menschen engagiert, wird Kirche auch als öffentlichkeitsrelevant wahrgenommen."

Immer wieder sei es die Nächstenliebe, die theologische Erkenntnisse und Schätze an die Öffentlichkeit bringe. Es gehöre zu den Herausforderungen, christlichen Glauben und christliches Leben aus dem "Dornröschenschlaf der Trägheit oder Selbstvergessenheit wachzuküssen." Dr. Antje Jackelén studierte in Uppsala, wurde 2007 zur Bischöfin und 2013 zur Erzbischöfin gewählt.

Zuvor hatte Altpräses der Evangelischen Kirche von Westfalen und Vorsitzender des Beirates des Luther Forums, Dr. h.c. Alfred Buß, die zahlreichen Gäste des Sommerempfangs begrüßt. In seinem Grußwort rief Gladbecks Bürgermeister Ulrich Roland zur Toleranz und zum Respekt auf. "Den dazu notwendigen Dialog dürfen wir keinesfalls aufgeben." Am Rande des Empfangs gab es auch ein Wiedersehen mit Altsuperintendent Detlef Mucks-Büker, jetzt Oberkirchenrat der Evangelischen Kirche in Oldenburg. WeCo/Bu

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