Sommergedanken von Pfarrerin Friederike Vethacke

von Ev. Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.“

Ich brauche nur diese Worte zu lesen, und schon habe ich die Melodie dazu im Kopf und beginne laut oder auch leise dieses Lied zu singen, meist nach der bekannteren Vertonung von Siegfried Fietz, wobei die Melodie von Otto Abel mindestens genauso schön ist.

Als Dietrich Bonhoeffer diese Worte schrieb, dachte er niemals daran, dass sie so eine Berühmtheit erlangen würden. Er schenkte dieses Gedicht seiner Verlobten Maria von Wedemeyer zu Weihnachten 1944, verschickt in einem Brief aus dem Gestapogefängnis. Bonhoeffer litt unter der Trennung von seiner Maria, mit der er sich nur wenige Monate vor seiner Verhaftung im April 1943 verlobt hatte.

Unumstößlich sind diese Worte des Vertrauens. Inmitten aller Anfeindungen, Sorgen und Nöten, die ihn trieben, wusste Bonhoeffer: Gott ist immer da, und mit dieser Sicherheit lassen sich auch die schwierigsten Zeiten überstehen. Und zugleich mündet die Erinnerung an all die schönen Momente des Erlebten in tiefster Dankbarkeit gegenüber Gott.

Die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit seiner Maria, die er in der vierten Strophe festhält, hat sich in seinem irdischen Leben nicht erfüllt. Er starb nur einen Monat vor Kriegsende, hingerichtet im Konzentrationslager Flossenbürg.

Das Foto zeigt den Beginn des Liedes in Stein gemeißelt auf einem Dorstener Friedhof. Das Vertrauen auf die Macht Gottes gibt uns Hoffnung. Im Leben und im Sterben und über den Tod hinaus. Über Menschenleben und Generationen hinweg, komme, was da wolle. Weil Jesus Christus das Licht des Lebens ist, das uns durch unsere Nöte hindurch den Weg zeigt, und auch durch den Tod bis hin zum ewigen Leben. Es tut gut, unsere lieben Verstorbenen in dieser Geborgenheit aufgehoben zu wissen.

Friederike Vethacke ist Pfarrerin und arbeitet in der Ev. Kirchengemeinde Holsterhausen sowie als Religionslehrerin am Dorstener Petrinum.

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