Stolpersteine erinnern an Nazi-Opfer

von Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten

Enkel reist zur Verlegung an

Gladbeck - Tot sind nur die, die man vergisst... Seit 1995 erinnert der Kölner Künstler Gunter Demnik (Foto) mit seinem Projekt "Stolpersteine" mit kleinen, goldfarbenen Gedenksteinen an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vor deren früheren Wohnorten. So hält er die Erinnerung an die Vertreibung und Ermordung der Juden, Sinti und Roma, politisch Verfolgten, Homosexuellen, Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer durch die Nazis lebendig.

"Die Kraft der Stolpersteine liegt in der Begegnung mit ihnen", sagte Pfarrerin Reile Hildebrandt-Junge-Wentrup. Sei schärfe das Bewusstsein von der Zerbrechlichkeit der Zivilisation und sie stärke die Mitverantwortung für das "Nie wieder". Gemeinsam mit dem Gladbecker "Bündnis für Courage" war die Gladbecker Theologin sehr glücklich darüber, dass in diesem Jahr weitere 27 Stolpersteine durch Gunter Demnik im Gladbecker Stadtgebiet verlegt wurden.

"Und es werden mit Sicherheit nicht die letzten sein", so Roger Kreft vom Bündnis. Man wolle mit der Aktion Nachhaltigkeit schaffen. Besonders stolz sei man auf die Gladbecker SchülerInnen, die mit ihren LehrerInnen das Projekt "Stolpersteine" mit intensiven Recherchen durchgeführt haben, um Schicksale der Menschen herauszufinden, die in Gladbeck wohnten und von den Nazis verschleppt und ermordet wurden. In einer Ausstellung präsentierten die SchülerInnen im Vorfeld der Verlegung ihre Rechercheergebnisse im Gladbecker Bonhoeffer-Haus.

Anlässlich der Verlegung kehrte seit vielen Jahrzehnten Manfred Zielke nach Gladbeck zurück. Für seinen Großvater Karl Otto Zielke wurde an der Horster Straße 19 ein Stolperstein verlegt. Der 67-jährige Enkel reiste dafür extra aus Hamburg an und war persönlich bei diesem bewegenden Ereignis dabei. Schüler des Riesener Gymnasiums stellten das Schicksal von Karl Otto Zielke vor, der zusammen mit seiner Frau Maria von den Nachbarn denunziert und verhaftet wurde, weil er ausländische, also "feindliche" Radiosender abhörte.

Maria wurde später freigelassen und überlebte. Ihr Mann kam in die KZ-Sachsenhausen und Groß-Rosen und wurde dann zum Euthanasie-Opfer, das 1942 in Bernburg ums Leben kam. Enkel Manfred erfuhr durch seine Großmutter vom Tod seines Opas, in seinem Internet-Blog hat Manfred Zielke das Leben seines Großvaters dokumentiert. "Mich hat sein Leben einfach nicht mehr losgelassen", erinnerte sich der Enkel unter Tränen. Es sei sein Herzenswunsch gewesen, dass sein Großvater einen Stolperstein in Gladbeck erhält.

26 weitere Stolpersteine wurden an diesem Tag im Stadtgebiet verlegt. Familien, die einst mitten in der Stadt wohnten, wurden damit geehrt. Erinnert wurde u.a. an die Familie Friedmann, sechs Steine wurden an der Rentforter Straße verlegt für Etli, Mendel, Minna, Max, Bertha und Moses David. Fünf dieser Familienmitglieder gelang die Flucht nach Israel. Erinnert wurde auch an Rosalia Cahn-Bieker aus der Gladbecker Kaufhausfamilie, an Hugo Cahn, Werner, Cahn und Günther Cahn, alle ehemals wohnhaft Horster Straße 8, die in der Nazi-Zeit Hermann-Göring-Straße hieß. Auch daran wurde erinnert: "Jetzt wurden hier Stolpersteine verlegt, für alle diejenigen, die damals aus ihrem Leben gerissen wurden", erklärte Pfarrerin Hildebrandt-Junge-Wentrup. Bu

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