Wie eine graue Wolke über unserer Gemeinde

von Ev. Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten

 

von Leonard Maas

Knapp einen Monat ist es her, dass die Terrorgruppe Hamas Israel überfallen hat. Über 1300 Menschen haben ihr Leben verloren. Die Auswirkungen des Krieges sind auch in Deutschland spürbar. Besonders für jüdische Gemeinden.

Zur jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen gehören auch Jüdinnen und Juden aus Bottrop und Gladbeck. Die Gemeinde hat seit dem Angriff der Hamas die Sicherheitsvorkehrungen drastisch erhöht. Das eigene Sicherheitspersonal wurde aufgestockt, die Kontrollen in der Schleuse zum Eingang intensiviert. Die Angst vor einem antisemitischen Angriff ist hoch, die Anspannung bei den Mitgliedern spürbar. Für Geschäftsführer Max Mamrotski eine schwierige Situation. „Ich bin mehr oder weniger über Nacht auch zum Sicherheitsbeauftragten geworden. Damit hatte ich zuvor keine Berührungspunkte.“ Noch unmittelbar vor dem Gespräch mit unserer Redaktion sprach Mamrotski mit den Polizeibeamten, die nun rund um die Uhr vor der Synagoge postiert sind.  

Als Reaktion auf dem Angriff der Hamas hatte Mamrotski zunächst alle Veranstaltungen abgesagt, was ihn persönlich betroffen macht. „Das jüdische Leben ist fröhlich und bunt. Aktuell erleben wir leider das Gegenteil. Nämlich Hass und Hetze. Der Antisemitismus schwebt wie eine graue Wolke über unserer Gemeinde“. Neben den beruflichen Auswirkungen spürt Mamrotski auch privat die Auswirkungen des Krieges. „Wenn man morgens am Frühstückstisch sitzt und überlegt, ob man die eigene Tochter in den Kindergarten schicken kann, macht das nachdenklich.“

Zwei Vorfälle, aber in der Gemeinde ist es ruhig

In Gelsenkirchen gab es im Oktober zwei antisemitische Vorfälle. Zum einen wurde ein Weltkriegsdenkmal mit „Free-Palestine“-Stickern beklebt, zum anderen wurde eine Israel-Flagge am Rathaus abgerissen. In der Gemeinde von Max Mamrotski gab es keine Vorfälle. „Ich vermute, dass es mit der verstärkten Polizeipräsenz zusammenhängt.“, so der Geschäftsführer. Die soll auch zunächst so bleiben, wie NRW-Innenminister Herbert Reul mitteilte. „Die Polizei NRW bewertet die Sicherheitslage fortlaufend und reagiert entsprechend.“ Der Politiker bekundete auch die Solidarität mit den Juden in Deutschland und sprach seine Unterstützung in der Sicherheitsfrage zu.

Wunsch nach Frieden und Meinungsfreiheit

Für die Zukunft wünscht sich Mamrotski, dass das Leben in seiner Gemeinde wieder seinen gewohnten Gang gehen kann und das Leben wieder fröhlich und bunt wird. „Wir wünschen uns nur Frieden für beide Seiten. Das wir ohne Hass und ohne Politik einfach Menschen sein können.“ Die Schuld gibt er daran aber der Gesellschaft. „Solange in der Gesellschaft so viel Hass entsteht, kann es keinen Frieden geben.“

Foto: Geschäftsführer Max Mamrotski. (Maas)

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