Wo Gott Möglichkeiten für mich sieht

von Ev. Kirchenkreis Gladbeck-Bottrop-Dorsten

 

Foto: Superintendent Steffen Riesenberg (re.) überreichte Pfarrer Karl-Erich Lutterbeck zum Abschied eine bronzene Skulptur des Ev. Kirchenkreises.

In einem feierlichen Gottesdienst wurde am Wochenende Pfarrer Karl-Erich Lutterbeck in der Johanneskirche in Dorsten von Superintendent Steffen Riesenberg verabschiedet. Der langjährige Gemeindepfarrer geht nach 36 Jahren in der Kirchengemeinde am 01. Februar 2024 in den Ruhestand. Wir haben mit ihm einen Blick zurück, aber auch einen nach vorne geworfen.

Lieber Herr Lutterbeck, wie fällt ihre Bilanz (nach 36 Jahren Gemeindearbeit) aus?

Gott ist kreativ und hat viele Ideen. Dadurch war ich nie vor Überraschungen sicher. Das fing schon mit der Berufswahl an, bei der die ersten Schritte nicht von mir ausgingen. Auch der Weg nach Dorsten wurde uns als Familie vor die Füße gelegt. So habe ich gelernt, auch in der Gemeindearbeit für Gottes Wege offen zu sein und mich nicht von vornherein festzulegen. Deshalb steht für mich nicht meine Bilanz im Vordergrund, sondern ich weiß, dass Gemeinde auch unabhängig von mir lebt und Zukunft hat. Die göttlichen Fingerzeige müssen nur beachtet werden.

Was wird Ihnen besonders in Erinnerung bleiben?

In Erinnerung bleiben mir unzählige gute und intensive Begegnungen, aber auch viele Erfahrungen, die sich bei mir eingeprägt haben. Da ist die Entwicklung der Jugendarbeit seit 1991, zu der herausfordernde Freizeiten, außergewöhnliche Jugendgottesdienste und die Entwicklung des Jugendcafés gehört haben. Ich habe immer wieder gestaunt, wie kreativ die Jugendlichen waren, welche Fragen sie hatten und wie sie sich engagiert haben. Ich erinnere mich auch an die Gemeindeseminare „Christ werden – Christ bleiben“ mit bis zu 100 Teilnehmern und an viele Gottesdienste am Sonntagmorgen und besonders die Oasegottesdienste, die zum Segen für Menschen und ihren Glauben geworden sind.

Wenn Sie sich einen Moment, ein Erlebnis zurückwünschen dürften, welcher oder welches wäre das?

Mann oh Mann – der Männertreff beim Brunch mit dem leckeren Frühstück, guten Gesprächen und inspirierenden Referenten war eine Besonderheit in unserer Gemeinde. Ich habe immer wieder neidischen Blicke der Frauen erlebt, die gerne dabei gewesen wären, sowohl beim Essen als auch bei den Vorträgen. Hier haben sich Männer, zum Teil auch aus anderen Gemeinden, immer wieder intensiv mit Fragen zum Glauben und christlichen Leben auseinandergesetzt, was in unserer Zeit eher ungewöhnlich ist.

Welche Menschen haben Sie geprägt?

Diese Frage lässt sich gar nicht leicht beantworten, weil viele dazu gehören. Da sind zunächst meine Eltern, auch wenn mein Vater schon sehr früh verstorben ist. Ihr Glaube hat mich sehr beeinflusst, genau wie der meiner Großeltern. In der Jugendzeit waren es verschiedene Leiter der Jugendgruppen, die mir geholfen haben, Glauben zu leben und die Bibel kennen zulernen. Theologisch habe ich von einigen Professoren in Münster und Tübingen gelernt, aber auch von meinem Vikariatsmentor Ingfried Woyke in Lüdenscheid oder später von Prof. Herbst. Nicht zuletzt gehören auch einige Menschen aus der Gemeinde dazu, die mit mir gemeinsam unterwegs waren.

Sie waren lange Jahre Vorsitzender des Finanzausschusses im Ev. Kirchenkreis. Sind Sie froh, gerade mit Blick auf die unklaren Veränderungen, die auf unsere Kirche zukommen, den Vorsitz jetzt abzugeben?

Wenn die Frage so direkt gestellt wird, kann ich sie nur mit „Ja“ beantworten, auch wenn dies erst im Sommer sein wird.. Die Veränderungen sind so komplex und die immer neuen Ideen der Landeskirche so beanspruchend, dass für die Kernaufgaben und wirklich wichtigen Dinge immer weniger Zeit bleibt. Dadurch wird der Auftrag Jesu, Licht der Welt und Salz der Erde zu sein, mehr und mehr an den Rand gedrängt. Ich habe den Eindruck, dass die Menschen innerhalb der Kirche viel zu wenig Beachtung finden und die Menschen außerhalb der Kirche völlig aus dem Blick geraten sind. Statt missionarisch aktiv zu werden, wird der Rückzug verwaltet.

Was hat Sie an der Arbeit mit nackten Zahlen besonders gereizt?

Mathe war mein Hauptfach in der Schule. Zahlen haben mich immer schon fasziniert. Auf meinem Rechner gibt es unzählige Tabelle und Statistiken. Insofern sind Zahlen mein Hobby. Ich weiß aber auch, dass sie mit Vorsicht zu genießen sind und sie in der Regel nur das verraten, was man in ihnen sehen will. Deshalb war es für mich in den letzten Jahren wichtig, danach zu schauen, wie man mit Zahlen, in diesem Fall Finanzzahlen, etwas Sinnvolles bewirken kann. Die Aussage eines Mitarbeiters aus der Finanzabteilung hat sich mir eingeprägt: „Bei der Verteilung des Geldes gibt es keine Gerechtigkeit.“ Wir können allenfalls überlegen, was gerechter und was weniger ungerecht ist.

Es heißt „Niemals geht man so ganz“. Werden Sie der Gemeinde in irgendeiner Form erhalten bleiben?

Da wir in Dorsten wohnen bleiben werden, werde ich in Zukunft für Vertretungsdienste zur Verfügung stehen und ich habe mich angeboten, die Homepage der Gemeinde weiter zu betreuen. Und auch als Kita-Opa wird der Kontakt bleiben.

Haben Sie schon eine Idee, was sie am 01. Februar und darüber hinaus machen werden?

Sehr konkrete Pläne habe ich noch nicht. Aber ich rechne damit, dass Gott mir, wie bisher, Anstöße gibt. Ich möchte mir jedenfalls einen wachen Blick dafür bewahren, wahrzunehmen, wo Gott Möglichkeiten für mich sieht, anderen Menschen zum Segen zu werden. Dazu möchte ich mich auch weiter bei Mission Dorsten e.V. engagieren, weil ich im Zusammenwirken der Christen in der Stadt eine gute Möglichkeit sehe, wie das gemeinsame Leben eine Zukunft haben kann. Und ich freue mich darauf, mehr Zeit für die Familie und besonders die Enkel zu haben. (JE)

Foto: Jörg Eilts

Zur Newsübersicht

News-Archiv

Alle Beiträge anzeigen