einwort

einwort ist das Magazin der Evangelischen Kirchengemeinde Bottrop. Für jede Ausgabe wählen wir ein Wort, dessen Breite und Länge und Tiefe und Höhe wir ausloten. Wir glauben, dass ein Wort die Seele gesund machen kann. Auf der Suche nach den richtigen Wörtern erzählt einwort von Gott und der Welt. Denn am Anfang von allem war das Wort, und das Wort war bei Gott.

Ehrensache

von Ev. Kirchengemeinde Bottrop


In Deutschland üben 23 Millionen Menschen ein Ehrenamt aus.
Sie engagieren sich freiwillig und übernehmen wichtige gesellschaftliche
Aufgaben. Auch in unserer Kirchengemeinde.hengemeinde.

 

Ulla Heinzerling

Ulla Heinzerling, 76

Die Bottroperin singt im Frauenchor und in der Kantorei, hat 30 Jahre in der Kleiderkammer gearbeitet und kocht in der Frauenhilfe Kaffee. In der „Offenen Kirche“ (Mi. + Sa.) führt sie Aufsicht, verteilt dieses Gemeindemagazin, wohnt einmal monatlich dem Bezirksverband der Frauenhilfe bei und kümmert sich nicht zuletzt um das Tässchen Kaffee nach dem sonntäglichen Gottesdienst.

Ich habe meine Oma, meine Schwiegermutter und meinen Stiefvater jeweils vier Jahre Zuhause in meiner Wohnung gepflegt.

„Alle nacheinander. Ich habe immer gesagt: Bei mir geht keiner ins Heim! In meiner vierzigjährigen Zugehörigkeit zur Frauenhilfe haben wir schon sehr viele Frauen beerdigt. Die Älteste war 91. Trotzdem spielt das Thema Sterben und Tod innerhalb der Frauenhilfe nahezu keine Rolle. Stattdessen laden wir gerne einen Pastor ein und der oder die haben dann ihre eigenen Themen dabei. Oder wir spielen innerhalb der Frauenhilfe Bingo oder singen miteinander. Eher sowas.

Auch in meinem gesamten Umfeld wird das Thema Sterben, Tod und Trauer nicht thematisiert. Irgendwie sprechen wir alle da nicht wirklich drüber.

Wenn ich mal im Krankenhaus bin und sehe, wie die Menschen da manchmal an Schläuchen angeschlossen sind, dann weiß ich, dass ich das nicht will. Da wünsche ich mir für mich, dass ich lieber einen Herzschlag bekomme und weg bin.“

Conny Zuchowski-Gemmeke

Conny Zuchowski-Gemmeke, 65

Nach zahlreichen ehrenamtlichen Tätigkeiten als junge Mutter hat die berufstätige Frau erst mit dem Einstieg ins Rentenalter 2016 wieder ein Ehrenamt übernommen, das mit einer zweijährigen Ausbildung zur ehrenamtlichen Seelsorgerin bei R.O.S.E. begann. Seit 2018 ist sie nun einmal wöchentlich mehrere Stunden im Knappschaftskrankenhaus als Seelsorgerin tätig.

Ich war zunächst auf der Inneren im Knappschaftskrankenhaus, zu der 2019 auch die Onkologie hinzukam.

„Daher sind dort nun auch zunehmend Personen mit schweren und schwersten Erkrankungen anzutreffen. Auch das Thema Tod spielt zunehmend eine Rolle. Das war für mich eine mächtige Herausforderung. Gut, dass wir bei R.O.S.E. auch für uns eine professionelle Supervision nutzen können.

Viele Patienten haben nach der Erstdiagnose erst mal eine Sterbensangst. Da kommt das ganze Entsetzen heraus und die Frage: Was passiert jetzt mit mir? In dieser Phase wollen die Menschen oft gar nicht sprechen, sondern nur die Wut über ihre Lebenssituation äußern. Das musste ich auch erst mal lernen, dass das so ist.

Vor kurzem wurde ich gebeten, einen Mann zu besuchen, der lange keinen Besuch mehr hatte. Der Herr blickte mich mit großen Augen wortlos an, er bewegte sich auch nicht. Und dann erst sah ich, dass er auch nicht mehr atmete. Ich war zunächst total irritiert, informierte dann die Schwester und ging doch noch mal zurück zu ihm und war dann alleine mit einem Menschen, der soeben gestorben ist. Irgendwann fing ich dann an zu beten und hatte so noch Zeit, mich von ihm zu verabschieden.“

Peter Frank

Peter Frank, 58

Der gelernte Krankenpfleger ist seit langem Inhaber der gleichnamigen Tanzschule. Daneben ist er nicht nur Vorsitzender der Ambulanten Hospizgruppe in Bottrop, sondern auch Mitglied im Bezirksausschuss Altstadt, seit sechs Jahren gewählter Presbyter und wurde 2018 nach zweijähriger Ausbildung zum Prädikanten berufen. In dieser Funktion gestaltet er einmal monatlich einen Gottesdienst.

Ich bin in der ambulanten Hospizgruppe als Vorsitzender tätig, weil mich schon immer interessiert hat, wie in unserer Gesellschaft gestorben wird.

„Und wie würdevoll oder würdelos der Übergang vom Leben in den Tod vonstatten gehen kann. Dabei spielten natürlich auch meine Erfahrungen als junger Krankenpflegeschüler in den frühen 80ern mit. Heute sieht das deutlich besser aus.

Ich habe meine beiden Eltern auf dem letzten Stück des Weges begleitet. Das waren für mich bewegende Momente, weil es mir in gewisser Weise einen Einblick gegeben hat, was da nach dem Tod passiert. Oder anders ausgedrückt: Ich hatte bei beiden Eltern den Eindruck, dass da nach dem letzten Atemzug noch mehr passiert ist.

Mir ist schon bewusst, dass der größere Teil meines Lebens vorbei ist. Die Auseinandersetzung mit dem Tod und mein Glauben helfen mir aber, damit in Frieden zu leben. Ich glaube auch, dass Menschen beruhigter sterben, wenn sie glauben und damit auf etwas Jenseitiges schauen können und nicht bloß aufs Leben zurückblicken.“

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Herausgeber:
Evangelische Kirchengemeinde Bottrop

V.i.S.d.P.:
Pfarrerin L. Krengel

Redaktion:
Pfarrerin L. Krengel,
M. Bokelmann (Öffentlichkeitsreferent)

Fotografie:
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M. Holtkamp / www.firestone-design.de