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einwort ist das Magazin der Evangelischen Kirchengemeinde Bottrop. Für jede Ausgabe wählen wir ein Wort, dessen Breite und Länge und Tiefe und Höhe wir ausloten. Wir glauben, dass ein Wort die Seele gesund machen kann. Auf der Suche nach den richtigen Wörtern erzählt einwort von Gott und der Welt. Denn am Anfang von allem war das Wort, und das Wort war bei Gott.

Porträts

von Ev. Kirchengemeinde Bottrop

Wir könnten berühmt sein

Der Jüngste ist 63, der Älteste wird in Kürze 70. Die Dirty Tigers sind gewiss eine der ältesten Bands Bottrops. Vielleicht nicht die mit der längsten Bandgeschichte, schließlich gibt es die Band erst seit 21 Jahren. Aber die fünf ergrauten Burschen bringen dennoch geballte 200 Jahre Musikerfahrung auf die Bühne. Na und? Dadurch, dass auch Ex-Beatle Paul McCartney mit 77 Jahren noch eine ausverkaufte Welttournee an die nächste hängt, haben sich Rock-Opas weltweit längst etabliert.

Doch warum spielen auch leidenschaftliche Amateure so lange miteinander? „Ich freue mich montags schon auf die Probe am Freitag. Ganz egal, ob wir im Proberaum wirklich Musik machen oder nur quatschen. Und wenn ich dann am Schlagzeug sitze, geht bei mir die Sonne auf. Das ist wie ein Lebenselixier“, erklärt Picco Lakowitz (68). Er kam erst später zu den Tigers, die sich damals, wenige Jahre nach Gründung, beinahe wieder getrennt hätten. Der Grund: Der erste Schlagzeuger hatte einen schweren Verkehrsunfall, der es ihm nie mehr ermöglichen sollte, Schlagzeug zu spielen. „Wir haben damals gedacht, wir sind doch sowas wie eine Familie. Wir können und wollen nicht mit einem anderen Schlagzeuger spielen. Die Tigers standen regelrecht auf der Kippe“, erklärt Gitarrist und Sänger Lennon Schulz, mit 63 irgendwie der Benjamin der Band. Letztlich entschied der Zufall und führte viele Monate später Lakowitz in den Proberaum. Das ist nun 17 Jahre her.

Sie streiten sich, sie diskutieren, sie müssen nicht immer einer Meinung sein, aber sie haben ein gemeinsames Ziel: die Band. Und dann ist da noch etwas ganz anderes: „Was uns zusammenhält, ist auch unser gemeinsamer Humor. Wir blödeln manchmal rum, das darf echt niemand hören. Aber das ist es eben: albern sein und Kind sein. Das macht die Band aus“, weiß Ali Wieschenkemper. Also macht sich eine gereifte Leichtigkeit breit. Ein Fläschchen Bier auf dem Proberaum-Tisch, daneben Schokolade und Eierlikörbohnen. Große Jungs, die Musik machen. „Wir könnten berühmt sein“, witzelt Bassist Karl Kraft zum Abschluss. Wenn die Musik doch bloß kein so tolles Hobby wär.

 

So was wie eine Männer-WG

Manchmal teil sich das Leben in ein Davor und Danach. So wie beim Jesuitenpater Christian Modemann. Davor war er Lehrer für Physik und Religion an kirchlichen Gymnasien in Bonn und Essen. Er hatte auch viele Jahre eine Freundin. Bis hierhin keine ungewöhnliche Geschichte. Dann sprachen beide von Hochzeit. Und plötzlich passierte es: „Ich habe gemerkt, dass es mir mit der Entscheidung nicht gut geht, und überlegte, wie es mit mir weitergeht. Ich hab dann irgendwann gemerkt, dass da noch mehr ist, dass da noch immer eine Frage mitlief, die ich für mich noch nicht geklärt hatte.“ Es folgte die für ihn einzige Lösung: die Trennung. Und damit begann das Danach, in dem er sich eine geistliche Begleitung suchte, Exerzitien machte und so in der Stille dem Wort Gottes begegnete. „Und dann habe ich mich auf die Suche nach einer geistlichen Gemeinschaft gemacht, um dort eine Lebensform zu finden, die für mich mehr mit der Art und Weise Jesu zu tun hat.“

Vor 12 Jahren wurde so aus dem Gymnasiallehrer der Jesuit und Pater Christian Modemann. Heute lebt der 45-jährige gebürtige Hattinger in einer Gemeinschaft in einem Hamburger Ordenshaus. Kein Kloster – Mönche gehen ins Kloster. Als Jesuit bindet er sich hingegen an keinen Ort und lebt stattdessen mit vier Mitbrüdern in einer gemeinsamen Wohnung. Jeder hat sein eigenes Zimmer, zuzüglich Gemeinschaftsräume. Klingt nach Männer-WG und geht selbstredend deutlich darüber hinaus. Davor und Danach. Ob er manchmal seine Entscheidung anzweifelt? „Ich habe sie häufiger angezweifelt, ja. Es gab auch dunkle Zeiten mit großen Schwierigkeiten. Das hat mit dem Kommunitätsleben zu tun, was nicht immer ganz einfach ist.“

Pater Modemann spricht Klartext. Spräche man diesem Jesuitenorden ein staubiges Wesen zu, Modemann würde diesen Staub mit Leichtigkeit vom Tisch wischen. Klingt nach einer ganz schön modernen Bande. „Ich fühle mich mit dem Wort Bande ganz gut beschrieben. Natürlich nicht im Sinne einer Räuberbande. Aber wir sind eine Gruppe, die etwas gemeinsam unternimmt, dazu hat Ignatius uns gegründet und nicht dafür, im Kloster unter uns zu sein, sondern um in die Welt rauszugehen. Schließlich hat er gesagt: Euer Kloster ist die Welt!“

 

Familie auf Pfoten

Wenn sie am Nachmittag von der Schule nach Hause kommt, warten dort Insa, Kiman, Mano, Pipa, Gollum und Zinnia, ein kleines Kätzchen mit Down-Syndrom. 2 Hunde, 4 Katzen. Zwischendurch gibt es noch Pflegekatzen oder auch einen Igel, der überwintern will. Sandra Perrey (44) ist Lehrerin für Deutsch und Englisch an einem Oberhausener Gymnasium. Eine lebensbejahende fröhliche Frau. Und sie lebt in ihrem Gelsenkirchener Reihenhaus ausschließlich mit Tieren zusammen. „Ich hatte noch nie das Verlangen nach diesem konventionellen Familienleben. Und ich bin ja nicht nur ledig, ich bin auch noch kinderlos. Viele irritiert das. Ich habe bisher aber nie irgendetwas vermisst.“

Die beiden Mischlingshunde balgen derweil, eine Katze miaut, durch das große Terrassenfenster scheint die Sonne herein, man sieht die Tierhaare fliegen. Früher war Perrey dagegen allergisch, nach der üblichen Desensibilisierung besitzt sie nun im wahren Wortsinne eine Rossnatur. Ach ja, geritten ist sie auch jahrzehntelang. „Ich bin wirklich begeisterte Lehrerin, aber wenn ich dann nach Hause komme, bin ich auch froh, wenn ich nicht mehr den Unterhalter machen muss“, sagt sie, während die eine Hand den Hund krault, die andere die Katze auf dem Schoß streichelt. Es ist eine völlig unzweifelhafte Atmosphäre. Man könnte auch sagen: Hier ist alles im Reinen. Dass der Saugroboter praktisch unterstützt, sei nur nebenbei bemerkt. Sind Tiere also die besseren Partner? „Für mich ja! Wenn ich abends auf dem Sofa sitze und lese oder fernsehe, dann verteilen sich alle meine Tiere um mich rum und das ist total schön.“

Als Mädchen hatte sie erst eine Katze, dann kam ein Hund dazu. Sie kümmerte sich leidenschaftlich, mehr war nicht drin. „Meine Eltern sagten immer, dass ich keine weiteren Tiere haben könne. Insofern erfülle ich mir heute so etwas wie einen Kindheitstraum.“ Einer, bei dem Menschen eine tolle Nebenrolle spielen. Kiman, der Hund, legt derweil seinen Kopf auf ihren Schoß, der andere Hund liegt schlafend auf dem Boden und die Katzen blicken aus dem Fenster. Eine echte Familienidylle – auf vielen Pfoten.


Sarah Perrey engagiert sich intensiv im Verein:

New Life 4 Spanish Animals e. V.
www.newlife4spanishanimals.de

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