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einwort ist das Magazin der Evangelischen Kirchengemeinde Bottrop. Für jede Ausgabe wählen wir ein Wort, dessen Breite und Länge und Tiefe und Höhe wir ausloten. Wir glauben, dass ein Wort die Seele gesund machen kann. Auf der Suche nach den richtigen Wörtern erzählt einwort von Gott und der Welt. Denn am Anfang von allem war das Wort, und das Wort war bei Gott.

Symbolpolitik in der Wickel-Oase

von Ev. Kirchengemeinde Bottrop

Piktogramm

Ein einzelnes Symbol, das eine Information durch vereinfachte grafische Darstellung auf Hinweisschildern vermittelt. Otto Neurath (1882 – 1945), ein österreichischer Sozialphilosoph und Ökonom, entwickelte gemeinsam mit dem Grafiker Gerd Arntz (1936) Isotype (International System of Typographic Picture Education), ein Visualisierungssystem, mit dem komplexe Zusammenhänge auf einfache Weise international verständlich dargestellt werden können.

Vorsichtig stecke ich meinen Kopf durch die Tür der Damentoilette: „Ich komme jetzt rein, ein Kind wickeln!“ Kurz warte ich, ob jemand antwortet, und dann gehen mein Sohn und ich hinein. Die Wickeltische sind nämlich oft auf den Damentoiletten, in irgendwelchen Durchgängen oder auf der barrierefreien Toilette für Menschen mit Behinderung. Meistens bin ich froh, dass ich eine eigene Unterlage dabeihabe – beim Putzen der Toiletten wird der Wickeltisch offenbar oft vergessen.

Es gibt Beispiele, die zeigen, wie es gehen kann: Ein Laden hat einen eigenen Wickelraum. Im Einkaufszentrum in der Nachbarstadt gibt es eine ganze Wickel-Oase: Stündlich wird geputzt, es gibt Feuchttücher, eine Mikrowelle und einen Flaschenwärmer. Ein Möbelhaus hat Wickeltische auf der Herren-, der Damen- und der barrierefreien Toilette. Tücher zur Desinfektion stehen direkt daneben.

Ich fahre einkaufen, das Kind nehme ich mit. Es sitzt zufrieden in seinem Sitz auf der Rückbank. Vor dem Supermarkt sind die Familienparkplätze belegt: Da parken SUVs, und in keinem davon ist ein Kindersitz. Ist ja praktisch, diese breiteren Parkplätze, wenn man ein breiteres Auto hat. Wir parken also etwas weiter entfernt, in einer schmaleren Parkbucht, und ich danke Gott, dass ich lang und kräftig bin und die Babyschale samt Kind aus dem Auto bugsiert bekomme, ohne Schrammen im Lack des nebenan parkenden Autos zu hinterlassen. Super, wenn es extra Parkplätze für Mütter und Väter gibt, die ihre Kinder zum Einkaufen mitnehmen. Manchmal steht auf den Schildern „Mutter-Kind-Parkplatz“, als sei entweder das Einkaufen oder die Kinderpflege oder beides Frauenaufgabe. Gut, wenn da „Eltern“ oder „Familien“ steht und jemand damit rechnet, dass auch ich als Vater gerne einkaufen gehe und gerne das Kind mitnehme. Richtig super wäre es, wenn die SUVs, die ohne Kind da parken, ein dickes Knöllchen bekämen.

Wir wollen so gerne ein familienfreundliches Land sein, und es gibt schon viele gute Ideen und Einrichtungen, die das Leben für Eltern und Kinder leichter machen.

Und doch: Der Weg ist noch weit. Manche sagen, das ist doch alles Symbolpolitik. Es sind aber genau diese Symbole – ein Wickeltisch, ein Parkplatz und die vielen anderen kleinen Dinge – , die zeigen, ob Familien und Kinder wirklich willkommen sind. In diesem Supermarkt, in diesem Restaurant, in dieser Stadt, in diesem Land.

Steffen Riesenberg, Pfarrer

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