Ein Gruß zum 31.12.2020

 

„Meine Zeit steht in deinen Händen“

Psalm 31,16a

Vom alten Jahr in das neue Jahr. Getragen. In seinen Händen.

 

Davon singt dieses wunderbare Lied zum Altjahresabend: Mein schönste Zier Mein schönste Zier und Kleinod bist auf Erden du, Herr Jesu Christ; dich will ich lassen walten und allezeit in Lieb und Leid in meinem Herzen halten.

Der Tag nimmt ab. Ach schönste Zier, Herr Jesu Christ, bleib du bei mir, es will nun Abend werden. Lass doch dein Licht auslöschen nicht bei uns allhier auf Erden.

https://www.youtube.com/watch?v=YVjz82uhSBs

Da ist dann Psalm 121:

Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen. Woher kommt mir Hilfe?

Meine Hilfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen, und der dich behütet, schläft nicht. Siehe, der Hüter Israels schläft und schlummert nicht. Der Herr behütet dich; der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Der Herr behüte dich vor allem Übel, er behüte deine Seele.

Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit!

Das Lied zur Predigt: Von guten Mächten

(1) Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar, so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.

(2) Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last. Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das du uns geschaffen hast.

(5) Lass warm und hell die Kerzen heute flammen, die du in unsre Dunkelheit gebracht, führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen. Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

(6) Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all deiner Kinder hohen Lobgesang.
Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

https://www.youtube.com/watch?v=aN7dGz6NH5M

Liebe Gemeinde! Liebe Schwestern und Brüder in Jesus Christus!

Es sind diese Stunden vor Mitternacht, da leben wir „zwischen den Zeiten“. Zwischen dem alten, vergehenden Jahr, zwischen dem, was war und dem, was vor uns liegt, was kommen mag. Es sind die Stunden, in denen wir uns erinnern, in uns vielleicht hineinhorchen, Bilanz ziehen.

Und zugleich tasten wir nach der Zukunft, fragen uns, was uns erwartet im neuen Jahr.

Eine Schwester Dietrich Bonhoeffers erzählte einmal: im Hause Bonhoeffer zogen sich die Eltern am Silvesterabend nach dem Abendessen zurück in ihr Zimmer. Dort nahmen sie sich Zeit, zurückzublicken auf das Jahr, und ihre Gedanken in ein Silvester-Buch zu schreiben.

Was könnten WIR in UNSER Buch einschreiben? Was für ein Jahr war das? Welche Menschen haben wir getroffen, und wen mussten wir verabschieden?

Für welche Tage hat es sich gelohnt zu leben? Von welchen Tagen gilt zu sagen: Gut, dass sie vorbei sind. Was hat uns den Schlaf geraubt. Wer hat geholfen, dass wir wieder getrost aufstehen konnten. Vielleicht haben Sie am späteren Abend noch ein wenig Zeit, um etwas in das Buch zu schreiben. In Gedanken oder wirklich mit einem Stift in der Hand.

So ein Aufschreiben kann auf jeden Fall eine Hilfe sein, das Jahr, mit all dem, was war und was nicht war, beherzt mit der Hilfe Jesu in Gottes Hand zu legen. Der Silvester-Abend, bevor wir ins Neue Jahr aufbrechen, ist ein guter Zeitpunkt, das vergangene Jahr zu verabschieden. Es ist der Abend, um dann das Kapitel 2020 in Gottes Hand zu legen.

Ohne einen beherzten Abschied passiert es schnell, dass wir in Endlosschleifen um uns und unsere Geschichten kreisen, die wir mit uns durch das Leben tragen: das Wort, das uns wehgetan hat, dass unser Vertrauen missbraucht wurde, dass wir uns verraten und verkauft gefühlt haben. Das und noch viel mehr, was Leben trüben kann, ist der Stoff, in dem wir uns festfahren können.

Endlos um das Unsere zu kreisen, darauf ruht kein Segen.

Das wusste Martin Luther. Er hatte da das Bild des in sich gekrümmten Menschen.

An der Wende zwischen den Jahren schrieb Dietrich Bonhoeffer vom Weg der Bibel aus dem Umsichkreisen und Insichgekrümmtsein: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alles zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass auch unsere Fehler und Irrtümer nicht vergeblich sind, und dass es Gott nicht schwerer ist, mit ihnen fertig zu werden als mit unseren vermeintlichen Guttaten.“

Davon spricht Bonhoeffer: von dem Vertrauen, dass Gott mit unserer Geschichte, sei sie noch so verkorkst, etwas anzufangen weiß.

Viele unter uns durften das schon erleben und werden es erleben: Die Lebenserfahrung, dass Gott in vermeintlichen Sackgassen Wege zeigen kann, die wir nicht für möglich gehalten hätten, dass ER Niederlagen in Segen verwandeln und über Umwege zum Ziel führen kann und will. Gott, unser Schöpfer, hat das Schöpfen aus dem Chaos nicht verlernt. Gott kann auf den krummen Zeilen unseres Lebens gerade schreiben.

In dieser Nacht, zwischen den Zeiten, haben wir doppelten Grund anzustoßen. Auf das alte Jahr: auf dass wir es verabschieden, was aus unserem Silvesterbuch verabschiedet zu werden gehört – auf dass wir, was war, in Gottes Hand legen. Und dann, aber auch erst dann, auf das neue Jahr. Auf dass es uns, den Unseren und unserer Stadt, den alten und neuen Freunden, den Einheimischen und noch Fremden, der Stadt und dem Erdkreis, Glück bringen möge, dass Gottes Segen ruhen möge auf dem Jahr 2021.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all‘ unsere Vernunft, der bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

Amen.

Fürbitte:

In deiner Hand, barmherziger Gott, ist alles geborgen. Du kommst zu uns und bleibst gegenwärtig in Christus, deinem Sohn: gestern, heute und in Ewigkeit. Deine Gemeinde braucht nicht zu verzagen trotz Vergänglichkeit, Bedrängnis und Schuld, sondern du hast ihr den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit verheißen.

So bitten wir dich, barmherziger Gott, um Kraft für unseren Auftrag auf dieser Erde. Lass uns angesichts der Alltags- und der Weltprobleme nicht müde werden und aufgeben. Lass uns Mut fassen, für die Botschaft Christi einzutreten.

Um Liebe bitten wir dich, barmherziger Gott, für unser Zusammenleben. Lass uns Verzeihen üben und miteinander neue Anfänge suchen. Hilf uns, in jedem Menschen dein Ebenbild wieder zu erkennen.

Und um Besonnenheit bitten wir dich, barmherziger Gott. Lass uns Gegensätze geduldig überwinden. Bewahre uns vor raschen Urteilen übereinander. Lass uns neue Wege zum Frieden zu entdecken. Durch Jesus Christus.

AMEN

Herzliche Grüße Matthias Overath

 

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