Erster Sonntag nach dem Christfest

„Wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.“

Der Wochenspruch aus dem Anfang des Johannesevangeliums führt uns tief hinein in den Sonntag: Uns wird „seine“ Herrlichkeit verheißen. Und diese Herrlichkeit werden wir einmal sehen dürfen.

 

 

Von diesem Glanz der Herrlichkeit erzählt das Lied: „Wie schön leuchtet der Morgenstern.“

Wie schön leuchtet der Morgenstern voll Gnad und Wahrheit von dem Herrn, die süße Wurzel Jesse.

Du Sohn Davids aus Jakobs Stamm, mein König und mein Bräutigam, hast mir mein Herz besessen; lieblich, freundlich, schön und herrlich, groß und ehrlich, reich an Gaben, hoch und sehr prächtig erhaben.

Psalm 71 lädt uns weiter zum Singen ein:

Herr, ich traue auf dich, lass mich nimmermehr zuschanden werden. Errette mich durch deine Gerechtigkeit und hilf mir heraus, neige deine Ohren zu mir und hilf mir! Sei mir ein starker Hort, zu dem ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen; denn du bist meine Zuversicht, Herr, mein Gott, meine Hoffnung von meiner Jugend an. Verwirf mich nicht in meinem Alter, verlass mich nicht, wenn ich schwach werde. Du lässest mich erfahren viele und große Angst und tröstest mich wieder. Meine Lippen und meine Seele, die du erlöst hast, sollen fröhlich sein und dir lobsingen.

Der Abschnitt aus der Bibel Lukas 2,25ff lautet:

"Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon; und dieser Mann war fromm und gottesfürchtig und wartete auf den Trost Israels, und der heilige Geist war mit ihm. Und ihm war ein Wort zuteil geworden von dem heiligen Geist, er solle den Tod nicht sehen, er habe denn zuvor den Christus des Herrn gesehen. Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern,ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel."

AMEN.

Liebe Gemeinde!

Simeon lebt jetzt schon seit vielen Jahren im Tempel zu Jerusalem. Er hilft bei den Gottesdiensten. Manche sagen, er sei ein eigenartiger Kautz. Er hat für die Sorgen der Besucher immer ein offenes Ohr. Er ist mit Herz und Seele bei der Sache.

Sein Lieblingspsalm heißt: Eines bitte ich von dem Herrn, das hätte ich gerne: das ich im Hause des Herren bleiben könne mein Leben lang.

Manchmal fragen ihn die Besucher: Simeon. Wie kommt es eigentlich, dass du hier im Tempel arbeitest. Simeon antwortet darauf: In meiner Jugend war ich unterwegs zu meinen Großeltern, die in einem kleinen Dorf nicht weit von hier wohnen. Auf dem Weg dorthin hörte ich plötzlich eine Stimme. Die sagte mir: Simeon, du wirst den Messias sehen. Warte im Tempel auf ihn. Deshalb bin ich hier im Tempel und freue mich auf den Tag, an dem der Messias kommt. Das wird ein fröhlicher Tag werden.

Simeon ist alt geworden. Er kann sich nicht mehr so gut bewegen. Das Aufstehen vor Sonnenaufgang fällt ihm immer schwerer. Und auch in seinem Herzen ist es schwer. Wann wird denn endlich der Messias kommen?

Ich warte doch schon so lange. Sollte das alles doch nur ein Traum gewesen sein, diese Stimme auf der Wanderung? Und in seinem Herzen macht sich Tag für Tag und Nacht für Nacht etwas mehr Enttäuschung breit. Ach, vielleicht werde ich den Messias gar nicht mehr sehen - mit all seinem Glanz, mit all seiner Pracht. Ich fühle, dass ich nicht mehr lange zu leben habe.

So gehen die Tage und Nächte dahin. Doch da. Plötzlich überfällt ihn eines Morgens eine Unruhe. Er spürt, irgendetwas Besonderes wird heute passieren. Wird es mein letzter Tag hier auf Erden sein? Er spricht das Morgengebet und macht sich mit klopfendem Herz auf zum Tempel. Den Tag über schaut er sich alle Besucher besonders genau an. Wenn der Messias doch noch kommt, wie wird er dann aussehen? Ist es der große Mann dort, mit seinem prächtigen Gewand? Vielleicht. Ich muss doch ein besonderes Zeichen von Gott erhalten, wenn der Messias kommt.

Die Familie mit dem Säugling fällt ihm zuerst gar nicht auf. Es ist eine der vielen Familie, die ihr Kind in den Tempel bringt, um Gott für das neue Leben zu danken. Um das Kind segnen zu lassen.

Aber irgendetwas zieht Simeon zu diesem Kind. Er kann nicht beschreiben, was da in ihm vorgeht. Er fühlt nur, wie er das Kind zum Segnen in seine Arme nimmt und auf einmal selbst sich durch das Kind gesegnet weis. Der Messias. Der Retter der Welt ist da und ganz anders, wie ich es mir vorgestellt habe. Ein Kind. Gott, wie wunderbar sind deine Werke.

Und dann beginnt Simeon zu singen, mit Worten, die er heute zum ersten Mal spricht, Worte, die aus ihm heraus fliesen, Worte, hinter denen er ganz verschwindet: Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel."

AMEN.

Liebe Gemeinde!

Oft platzen unsere schönsten Träume vom Leben. Dann ist uns gar nicht nach singen zumute. Aber Gott führt uns dann auf ganz anderen Wegen zu einer wunderbaren Erfüllung. So geht es Simeon. Seine Erwartungen und Hoffnungen sind fast aufgebraucht. Mit seinen festen Bildern im Kopf sieht er fast nicht, dass der Messias da ist. Aber dann wird er durch Jesus innerlich verwandelt. Und es erfüllt ihn eine große innere Freude. Erleichtert kann er aufatmen: Das Warten hat sich gelohnt. Alle Anstrengung, alles Bange Hoffen zählt jetzt nicht mehr. Es zählt nur noch der Segen, den er durch das Kind erhält. Bei ihm ist er und ist sein Leben gut aufgehoben. Bei ihm sind wir und ist unser Leben gut aufgehoben.

Liebe Gemeinde!

Oft platzen unsere schönsten Träume vom Leben. Dann ist uns gar nicht nach singen zumute. Aber Gott führt uns dann auf ganz anderen Wegen zu einem erfüllten Leben in ihm, sodass wir dann leise das bekennen können: Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel."

AMEN

Fürbitte:

Wir danken dir, Gott, du gibst uns niemals preis. Du bist die Quelle, aus der sich unser Leben speist. Bei dir finden wir den Frieden, nach dem wir uns sehnen. Du schenkst Versöhnung, die wir aus eigener Kraft nicht erreichen. Du erfüllt unser Leben.

Wir bitten dich: Gründe uns in der Liebe Christi. Mache uns zu Zeichen seines Friedens. Erneuere uns durch seinen Geist. Lass uns täglich aus der Kraft der Versöhnung leben.

Ihnen und Euch ein gesegneter Sonntag. Matthias Overath

https://www.youtube.com/watch?v=F-CPMp7SfaE Dazu dieses wunderbare Chorstück…

 

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