5. Sonntag nach Trinitatis

5. Sonntag nach Trinitatis, 4. Juli 2021

Gottesdienst: 10:30 Martin-Luther-Kirche

Von Menschen, die sich in Gottes Dienst rufen ließen, erzählt der 5. Sonntag nach Trinitatis.

Gottes Ruf und seine Botschaft folgen dabei nicht menschlicher Logik und Bewertung,

sondern sind Geschenk und Gnade und entfalten ihre göttliche Kraft

gerade im äußerlich Unscheinbaren und Schwachen.

 

Wochenpsalm (Psalm 73, 1-10.23-26)

Gott ist dennoch Israels Trost für alle, die reinen Herzens sind.
     Ich aber wäre fast gestrauchelt mit meinen Füßen; mein Tritt wäre beinahe geglitten.

Denn ich ereiferte mich über die Ruhmredigen, als ich sah, dass es den Gottlosen so gut ging.
     Sie achten alles für nichts und reden böse, sie reden und lästern hoch her.

Was sie reden, das soll vom Himmel herab geredet sein; was sie sagen, das soll gelten auf Erden.
     Darum fällt ihnen der Pöbel zu und läuft ihnen zu in Haufen wie Wasser.

Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
     du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.

Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
     Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
     so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.

 

Evangelium (Lukas 16, 19-31)

1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth.

2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze.

3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.

4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus!

5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.

6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen.

7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken.

8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch.

9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten,

10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen.

11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

 

Wochenlied (EG 241):

1) Wach auf, du Geist der ersten Zeugen, die auf der Mau'r als treue Wächter stehn, die Tag und Nächte nimmer schweigen und die getrost dem Feind entgegengehn, ja deren Schall die ganze Welt durchdringt und aller Völker Scharen zu dir bringt.

2) O dass dein Feuer bald entbrennte, o möcht es doch in alle Lande gehn! Ach Herr, gib doch in deine Ernte viel Knechte, die in treuer Arbeit stehn. O Herr der Ernte, siehe doch darein: die Ernt ist groß, die Zahl der Knechte klein.

 

Predigttext (1. Kor 1, 18-25 )

Das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): „Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.« Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?

Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben. Denn die Juden fordern Zeichen, und die Griechen fragen nach Weisheit, wir aber predigen den gekreuzigten Christus, den Juden ein Ärgernis und den Griechen eine Torheit; denen aber, die berufen sind, Juden und Griechen, predigen wir Christus als Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Denn die Torheit Gottes ist weiser, als die Menschen sind, und die Schwachheit Gottes ist stärker, als die Menschen sind.

Amen.

 

Gedanken aus der Predigt:

Unsere Menschenwelt, unser Denken und Urteilen ist gefangen in einer blinden Weisheit, in einer vermeintlichen Stärke, die sich als gefesselte Schwäche entpuppt. Das wird von Gott aufgedeckt: Seine Weisheit, seine Stärke, seine Rettung kommt verhüllt in einem Gewand, dass von den Menschen zutiefst abgelehnt, verlacht, verachtet und verworfen wird. Dass Gott als Geheimnis der Welt ausgerechnet in der Hinrichtung des Jesus von Nazareth am Kreuz sichtbar wird, stößt auf Unverständnis, Widerspruch und Spott.

Aber alle Menschen, die sich einlassen auf das Wort und die Predigt vom Kreuz, die darin dem Auferstandenen begegnen und erkennen: „Ich bin ein sündiger Mensch“, die erfahren zugleich die darin begründete Gotteskraft, die erleben „auf sein Wort hin“, wie aus „nichts gefangen“ ein überwältigend großer Fang wird, aus Schwachheit Stärke, aus Torheit Weisheit. Und sie folgen diesem Herrn nach und lassen sich senden, mit nichts in der Hand und im Mund als diesem Wort vom Kreuz. So werden sie zu Menschenfischern und Werkzeugen Gottes, dem es gefällt, “durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben“.

 

Wir wünschen allen einen gesegneten Sonntag!

 

 

Andreas Deppermann

 


 

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