Gottesdienst am Sonntag "Estomihi"

Gottesdienst am Sonntag Estomihi, 14.02.2021,
in der Martin-Luther-Kirche und in der Heilig-Geist-Kirche

Wochenspruch:

Seht, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und es wird vollendet werden, was geschrieben ist durch die Propheten von dem Menschensohn. (Lk 18,31)

Der heutige Sonntag vor der Passionszeit heißt „Estomihi“. Das sind Worte aus dem 31. Psalm: „Sei mir (ein starker Fels)“. Gib mir Halt und Orientierung in dem, was ich denke und tue.

 

Lied EG 166:

Tut mir auf die schöne Pforte, führt in Gottes Haus mich ein; ach wie wird an diesem Orte meine Seele fröhlich sein! Hier ist Gottes Angesicht, hier ist lauter Trost und Licht.

 

Psalm 31,2-6.8-9.16-17:

Herr, auf dich traue ich, lasse mich nimmermehr zuschanden werden, errette mich durch deine Gerechtigkeit! Neige deine Ohren zu mir, hilf mir eilends! Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! Denn du bist mein Fels und meine Burg, und um deines Namen willen wollest du mich leiten und führen. Du wollest mich aus dem Netze ziehen, das sie mir heimlich stellten; denn du bist meine Stärke. In deine Hände befehle ich meinen Geist; du hast mich erlöst, HERR, du treuer Gott. Ich freue mich und bin fröhlich über deine Güte, dass du ein Elend ansiehst und kennst die Not meiner Seele und übergibst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellst meine Füße auf weiten Raum. Meine Zeit steht in deinen Händen. Errette mich von der Hand meiner Feinde und von denen, die mich verfolgen. Lass leuchten dein Antlitz über deinem Knecht; hilf mir durch deine Güte!

 

Gebet des Tages:

Verwundbarer Gott, im Sterben Jesu nimmst du teil am Leiden der Welt. Durch die Leidenden und Barmherzigen und die, deren Herz voller Sehnsucht ist, forderst du uns heraus. Lass uns mit Jesus nach Gerechtigkeit hungern und dürsten und gegen allen Widerstand dafür einstehen. Du bist unsere Hoffnung, jetzt und in Ewigkeit.

Amen.

 

Lesung: Mk 8, 31-38:

Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohepriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen, Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm in beiseite und fing an, ihm zu wehren. Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben behalten will, der wird´s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangelium willen, der wird´s behalten. Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

 

Credo:

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn. Empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters. Von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten. Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.

Amen.

 

Lied EG 401:

Liebe, die du mich zum Bilde deiner Gottheit hast gemacht, Liebe die du mich so milde nach dem Fall hast wiederbracht: Liebe, dir ergeb ich mich, dein zu bleiben ewiglich.

 

Predigt über Jesaja 58,1-9a:

Rufe laut, halte nicht an dich! Erhebe deine Stimme wie eine Posaune und verkündige meinem Volk seine Abtrünnigkeit und dem Hause Jakob seine Sünden! Sie suchen mich täglich und wollen gerne meine Wege wissen, als wären sie ein Volk, das die Gerechtigkeit schon getan und das Recht seines Gottes nicht verlassen hätte. Sie fordern von mir Recht, sie wollen, dass Gott ihnen nahe sei. Warum fasten wir und du siehst es nicht an? Warum kasteien wir unseren Leib und du willst´s nicht wissen? Sieh, an dem Tag, da ihr fastet, geht ihr doch euren Geschäften nach und bedrückt all eure Arbeiter. Siehe, wenn ihr fastet, hadert und zankt ihr und schlagt mit gottloser Faust drein. Ihr sollt nicht so fasten, wie ihr jetzt tut, wenn eure Stimme in der Höhe gehört werden soll. Soll das ein Fasten sein, an dem ich Gefallen habe, ein Tag, an dem man sich kasteit oder seinen Kopf hängen lässt wie Schilf und in Sack und Asche sich bettet? Wollt ihr das ein Fasten nennen und einen Tag, an dem der HERR Wohlgefallen hat? Ist nicht das ein Fasten, an dem ich Gefallen habe: Lass los, die du mit Unrecht gebunden hast, lass ledig, auf die du das Joch gelegt hast! Gib frei, die du bedrückst, reiß jedes Joch weg! Heißt das nicht: Brich dem Hungrigen dein Brot, und die elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut! Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des HERRN wird deinen Zug beschließen. Dann wirst du rufen und der HERR wird dir antworten. Wenn du schreist, wird er sagen: Siehe, hier bin ich.

Wenn du in deiner Mitte niemand unterjochst und nicht mit Fingern zeigst und nicht übel redest, sondern den Hungrigen dein Herz finden lässt und den Elenden sättigst, dann wird dein Licht in der Finsternis aufgehen, und dein Dunkel wird sein wie der Mittag. Und der HERR wird dich immerdar führen und dich sättigen in der Dürre und dein Gebein stärken. Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt. Und es soll durch dich wieder aufgebaut werden, was lange wüst gelegen hat, und du wirst wieder aufrichten, was vorzeiten gegründet ward; und du sollst heißen: „Der die Lücken zumauert und die Wege ausbessert, dass man da wohnen könne.“

Eigentlich sagt der Text doch schon alles. Was wir wie und an wem zu tun haben, damit Glauben und Handeln übereinstimmen.

Morgen ist Rosenmontag und „am Aschermittwoch ist alles vorbei.“ Die Passionszeit beginnt. Wir wissen, alles hat seine Zeit und es tut gut, auch mal innezuhalten, nach innen zu schauen, sich zu fragen, was bleibenden Wert hat. Die Passionszeit, die katholische Kirche benutzt meist den Begriff Fastenzeit, lädt dazu ein, Inventur, Bestandaufnahme in sich zu machen: Wohin will ich mich orientieren? Was ist wirklich wichtig? Lebe ich nach meinen Idealen und Glaubensüberzeugungen?

Häufig reicht uns da das ganz persönliche Zwiegespräch mit Gott. Nur du, Gott, und ich; wie begegne ich dir und wie begegnest du mir? Wie gut kann es tun, in solch einem Zwiegespräch mit Gott in Kontakt zu treten, Kraft und Trost daraus zu ziehen oder Mut für Veränderungen. Aber, und jetzt kommts: – Gott reicht das alleine nicht! Er möchte andere in die Beziehung mit einbeziehen. Und da fühlt er mir dann ganz schön auf das Zahnfleisch, oder besser noch bis auf den Zahnnerv, ob ich das auch mache.

Ja, nicht nur wir können uns von Gott verletzt fühlen, wenn er unser Handeln und Tun und Fasten nicht so akzeptiert, wie wir das erwarten. Nein, auch er kann sich verletzt fühlen:

„Ihr habt meine Gebote nicht befolgt, die die ich euch auf dem Sinai und danach gegeben habe. Ihr bringt Menschen um eure Freiheit, obwohl ich euch damals aus Ägypten befreit habe – schon vergessen?“

Gott fragt danach, ob wir seiner Gerechtigkeit in unseren gesellschaftlichen Bezügen Raum verleihen: „Handelt ihr wirklich gerecht, in dem, was ihr da tut? Handelt ihr wirklich gerecht, so wie ich euch es inmeinen Geboten erklärt habe?“ Gott kennt keinen Zaun zwischen Glauben und Leben, zwischen Sonntagsgottesdienst und Alltagsleben. Was hinter Gefängnismauern passiert, darf uns nicht egal sein. Opfer und deren Angehörige zu übersehen, aber auch nicht. Und wo wir Gewalt erkennen, sollen wir für die Geschundenen aufschreien, den mundtot Gemachten eine Stimme geben unter unseren Nächsten in der Nähe und in der Ferne. Mag sein, dass wir uns da noch überfordert fühlen. Hungernde an unseren Tisch zu laden, Obdachlose in unser Haus aufzunehmen und allen zu helfen, die Hilfe brauchen. In Jesu Rede vom Weltgericht bei Matthäus fordert er genau für diese getanen oder ungetanen Taten Rechenschaft, wenn er sagt: „ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben“ oder eben auch „ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben“ und „ … was ihr einem Geringsten von meinen Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan“. Wir schaffen es kaum oder nicht, dass wir all diese Werke der Barmherzigkeit fehlerlos tun. Wir sind da noch so manches mal überfordert, aber – wir fangen an, der Barmherzigkeit Gottes zu vertrauen. Und im rechten Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit dürfen wir auch UNSERER Barmherzigkeit mehr zutrauen als bisher. Als Gerechtfertigte dürfen wir anderen zu ihrem Recht verhelfen. So ein Glaube leuchtet schon bei Jesaja auf, da wo es im 53. Kapitel, V. 5 heißt: „durch seine Wunden sind wir geheilt“.

 

Der heutige Sonntag steht im Zeichen der Leidensankündigung und der Nachfolge Jesu. Wir haben das Evangelium vorhin gehört. Nach Markus 8,31 sagt Jesu erstmals sein Leiden voraus: „Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und Hohenpriestern und Schriftgelehrten und getötet werden.“ Traurige, brutale Worte. - Doch das Leiden Jesu steht auch immer im Zusammenhang mit der Erlösung, der Auferstehung Jesu. Und mit dem Glauben an die Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben, durch die Gnade, durch Christus! Vor diesem Hintergrund sollte uns unsere innere Inventur nicht allzu schwerfallen.

 

Lied EG 658:

Lass uns in deinem Namen, Herr, die nötigen Schritte tun. Gib uns den Mut, voll Glauben, Herr, heute und morgen zu handeln.

 

Bekanntmachungen

Klimafasten 1. Woche, Thema: Wasserfußabdruck. Thematisiert wird der Wasserverbrauch im Alltag, eingeschlossen der indirekte Wasserverbrauch durch den Konsum von Lebensmittel, und der Schutz des Trinkwassers.

https://www.klimafasten.de/wochenthemen-2021/1_Wasserfussabdruck

 

Fürbitten und Vaterunser:

Gemeinsam beten wir: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

 

Segenslied EG 607:

Herr, wir bitten: Komm und segne uns; lege auf uns deinen Frieden. Segnend halte Hände über uns. Rühr uns an mit deiner Kraft. In die Nacht der Welt hast du uns gestellt, deine Freude auszubreiten. In der Traurigkeit, mitten in dem Leid lass uns deine Boten sein.

 

Segen:

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden.

Amen

 

Wir wünschen einen gesegneten Sonntag!

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