Gottesdienst am Sonntag "Judika"

Gottesdienst am Sonntag Judika, 21.03.2021

 

Wochenspruch:

Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben zu einer Erlösung für alle.
(Mk 10,45)

Judika – Richte, so heißt der Sonntag und hat seinen Namen aus dem Psalter, wo es heißt: „Schaffe in mir Recht, o Gott, und errette mich! Denn du bist der Gott meiner Stärke.“ Um Gerechtigkeit, um Rechtsprechung geht es also. Um Vertrauen in Gottes Gerechtigkeit. Einer anderen Gerechtigkeit als wie wir sie unter uns Menschen pflegen. Im Predigttext werden wir davon hören, wenn Hiob sagt: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“. Ein Vers, der, so finde ich, häufig viel zu oft einfach dahin gesagt wird, ohne die Kraft dahinter zu spüren.

 

Lied (EG 452):

1. Er weckt mich alle Morgen, er weckt mir selbst das Ohr. Gott hält sich nicht verborgen, führt mir den Tag empor, dass ich mit meinem Worte begrüß das neue Licht. Schon an der Dämmrung Pforte ist er mir nah und spricht.

2. Er ist mir täglich nahe und spricht mich selbst gerecht. Was ich von ihm empfahe, gibt sonst kein Herr dem Knecht. Wie wohl hat´s hier der Sklave, der Herr hält sich bereit, dass er ihn aus dem Schlafe zu seinem Dienst geleit.

 

Psalm 43:

Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache wider das treulose Volk, und errette mich von den falschen und bösen Leuten! Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich drängt? Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, dass ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Ehr´ sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

 

Lesung Mk 10,35-45:

Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist.

Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

 

Lied (EG 97):

Holz auf Jesu Schulter, von der Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens und bringt gute Frucht. Kyrie eleison, sieh, wohin wir gehen. Ruf uns aus den Toten, lass uns auferstehn.

 

Predigttext Hiob 19,19-27:

Alle meine Getreuen verabscheuen mich, und die ich lieb hatte, haben sich gegen mich gewandt. Mein Gebein hängt nur noch an Haut und Fleisch, und nur das nackte Leben brachte ich davon. Erbarmt euch über mich, erbarmt euch, ihr meine Freunde; denn die Hand Gottes hat mich getroffen! Warum verfolgt ihr mich wie Gott und könnt nicht satt werden von meinem Fleisch?

Ach dass meine Reden aufgeschrieben würden! Ach dass sie aufgezeichnet würden als Inschrift, mit einem eisernen Griffel und mit Blei für immer in einen Felsen gehauen! Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben. Nachdem meine Haut noch so zerschlagen ist, werde ich doch ohne mein Fleisch Gott schauen, meine Augen werden ihn schauen und kein Fremder. Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust.

Wenn ihr sprecht: Wie wollen wir ihn verfolgen und eine Sache gegen ihn finden!, so fürchtet euch selbst vor dem Schwert; denn das sind Missetaten, die das Schwert straft, damit ihr wisst, dass es ein Gericht gibt.

 

Gedanken zum Predigttext:

Die Angst vor dem Vergessenwerden: Wir haben Angst, dass wir nach unserem Tod vergessen werden könnten. Wer hat noch Erinnerungen an die Ururgroßeltern? Wir haben auch Angst, selbst zu vergessen, dement zu werden, immer mehr an Erinnerungen und Fähigkeiten zu verlieren, die eigene Geschichte zu verlieren.

Hiob möchte, dass all sein Erlebtes aufgeschrieben wird. In Stein gehauen wird, unbrennbar, unzerstörbar, haltbar für die Nachwelt. Auch er hat alles verloren: Hab, Gut, Kinder, Gesundheit, Ansehen. Er möchte, dass die Nachwelt von diesem verzweifelten Mann und dessen Schicksal hört und davon, wie grausam die Menschen sein können und wie grausam auch Gott sein kann.

Hoffnung: Gibt es Hoffnung für Hiob, den Dahinvegetierenden, den Menschen in einer kaputten Hülle? Gibt es Hoffnung für die Menschen, die alles verloren haben, irgendwann und irgendwo auf der Welt, durch Krieg, Krankheit und Unglück? Gibt es Hoffnung für die Menschen, die ihr Gedächtnis verloren haben an die Demenz, die nicht mehr wissen, wer sie waren und was sie hatten? - JA!

Der Erlöser: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt! Erlöser – das hebräische Wort dafür, Goel, bezeichnet jemanden, der einen löst, der einen freikauft. Vom Tod, aus der Sklaverei, von einer Strafe. Und zum Ende des Hiobbuches lesen wir dann auch, dass dieser Goel, Hiob erlöst aus seiner Krankheit, Verzweiflung und Einsamkeit. Er wird wohlhabender als vor seinem Zusammenbruch und noch reicher gesegnet mit Kindern.

Der Erlöser Jesus Christus: Wir sehen in der Verlängerung von Hiobs Goel den Erlöser, der selbst solch eine Hiobsgestalt gewesen ist, Jesus Christus. Vielleicht hat Hiob genau an ihn gedacht, auch, wenn dieser zu der Zeit noch nicht als Mensch auf der Erde weilte. - „Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt, und als der Letzte wird er über dem Staub sich erheben.“ Da schwenkt bei Hiob eine Jenseitshoffnung mit, eine Zuversicht, dass Gott sich dem Staub, zu dem eine Leiche zerfällt, annimmt und neues Leben verheißt. Die Mächtigen zur Zeit Jesu wollten auch, dass Jesus schnell vergessen werden sollte. Auch von Jesus wandten sich die Menschen ab, angewidert, wie er am Kreuz hing und das Blut von Händen und Füßen tropfte.

Wir werden nicht vergessen: Hiob, alle Hiobsgestalten, alle von der Vergessenheit bedrohten Menschen werden nicht vergessen, weil Jesus von den Toten auferweckt worden ist. Jesus lebt und kann so nicht vergessen werden. Seit 2000 Jahren redet man über die Auferweckung, hängt die Hoffnung an sie, glaubt an sie, hat über sie geschrieben in einem Buch, das das meistverkaufte der Welt ist.

Die Berechtigung des Alten Testaments in unserem biblischen Kanon

Das Buch Hiob, genauso wie die anderen Schriften des AT, sind keine veralteten, ausrangierten Gotteszeugnisse, die durch das Neue Testament abgelöst worden sind. Wir Christen sehen die Ankündigungen des kommenden Erlösers als erfüllt. Die alttestamentlichen Schriften zeugen vom Warten auf dieses Kommen des Menschen, der diese Schriften als seine heiligen Schriften benutzt hat. Um Christi willen steht Hiob im Kanon, um Christi Willen geht für uns Christen Hiobs Wunsch in Erfüllung, dass seine Reden doch zu einem ewigen Gedächtnis aufgeschrieben werden sollten.

 

Lied (EG 91):

Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, mich in das Meer der Liebe zu versenken, die dich bewog, von aller Schuld des Bösen uns zu erlösen.

 

 

Bekanntmachungen

Klimafasten 6. Woche, Thema: Anders Unterwegs sein. Das Auto scheint unersetzlich zu sein. Alle Wege, ob kurz oder weit, erledigen wir zu oft mit dem Auto. Zudem noch die Urlaubsreise mit dem Flugzeug. Wie bleiben wir umweltbewusst und energiesparend mobil?
https://www.klimafasten.de/wochenthemen-2021/6_Unterwegs

 

Segen:

Der Herr segne dich und behüte dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir seinen Frieden.

Wir wünschen einen gesegneten Sonntag!

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