Gottesdienst am Sonntag "Reminiszere"

"Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin,
dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren."

(Wochenspruch Römer 5,8)

Inmitten der Erfahrungen von Leid und Schuld erinnert das Evangelium des Sonntags an die Liebe Gottes, der nicht will, dass die Menschen verloren gehen. Wenn die Not groß ist, dann hilft es, sich selbst – und Gott – daran zu erinnern: „Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit!“

 

Wochenpsalm (Psalm 25, 1-9)

1 Nach dir, Herr, verlangt mich.

2 Mein Gott, ich hoffe auf dich; lass mich nicht zuschanden werden, dass meine Feinde nicht frohlocken über mich.

3 Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret; aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter.

4 Herr, zeige mir deine Wege und lehre mich deine Steige!

5 Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich! Denn du bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich auf dich.

6 Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.

7 Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend und meiner Übertretungen, gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit, Herr, um deiner Güte willen!

8 Der Herr ist gut und gerecht; darum weist er Sündern den Weg.

9 Er leitet die Elenden recht und lehrt die Elenden seinen Weg. Ehr sei dem Vater und dem Sohn, und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar, und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

 

Evangelium (Lukas 8, 4-8)

Jesus sprach zu Nikodemus:

14 Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden,

15 auf dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.

16 Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.

18 Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.

19 Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse.

20 Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden.

21 Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.

 

Wochenlied: EG 94 Das Kreuz ist aufgerichtet

1. Das Kreuz ist aufgerichtet, der große Streit geschlichtet. Daß er das Heil der Welt

        in diesem Zeichen gründe, gibt sich für ihre Sünde der Schöpfer selber zum Entgelt.

2. Er wollte, daß die Erde zum Stern des Kreuzes werde; und der am Kreuz verblich,

        der sollte wiederbringen, die sonst verlorengingen; dafür gab er zum Opfer sich.

3. Er schonte den Verräter, ließ sich als Missetäter verdammen vor Gericht,

        schwieg still zu allem Hohne, nahm an die Dornenkrone, die Schläge in sein Angesicht.

4. So hat es Gott gefallen, so gibt er sich uns allen; das Ja erscheint im Nein,

        der Sieg im Unterliegen, der Segen im Versiegen. Die Liebe will verborgen sein.

5. Wir sind nicht mehr die Knechte der alten Todesmächte und ihrer Tyrannei.

        Der Sohn, der es erduldet, hat uns am Kreuz entschuldet; auch wir sind Söhne und sind frei.

 

Predigttext: Jesaja 5, 1-12

1 Wohlan, ich will von meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe.

2 Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte.

3 Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg!

4 Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte?

5 Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er kahl gefressen werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde.

6 Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen.

7 Des Herrn Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.

 

Gedanken zum Predigttext

- Da wird ein heiteres Liebeslied angestimmt, ausgedrückt und ausgeschmückt im Bild von einem sorgfältig angelegten und mit Herzblut gehegten und gepflegten Weinberg. Aber je länger das Lied andauert, desto deutlicher wird: Da spricht sich eine bitter enttäuschte und verzweifelte Liebe aus. Statt süßer Früchte saure Trauben, Bitternis statt Honeymoon.

- Wer dem Liedverlauf folgt, kann dem Sänger und Weinbergbesitzer bei seiner Reaktion auf das Desaster doch nur zustimmen: Ja, das ist konsequent. Hier wäre jede weitere Anstrengung verlorene Liebesmühe. Da ist nichts Gutes mehr zu erwarten. Verlorenes Land, dass man nur noch sich selber überlassen kann und dass dann zur unfruchtbaren Wildnis und dürren Einöde werden wird.

- Doch dann bekommt das Lied noch eine ungeahnte Wendung, denn den Wolken (Vers 6) gebietet nur Einer: Gott. Plötzlich wird es sein Lied, seine Sicht auf sein Volk und seine Menschen. Und seine Enttäuschung darüber, dass trotz aller investierten Liebe, trotz aller reichlich zur Verfügung gestellten Fülle an Lebensmöglichkeiten, an Natur und Schönheit, an Weisungen und Regeln für gelingendes Leben, das Ergebnis – schlecht ist, und die Schöpfung, seine Welt, im Argen liegt.

- So wird dieses Lied zu einem Prüfspiegel für uns alle und zu einer ernsten Anfrage an die Kirche und unsere Gemeinde: Ob denn bei uns die gute Saat Gottes aufgeht, ob hier Recht und Gerechtigkeit wie von Gott gewollt herrschen, ob hier z.B. die „Früchte des Heiligen Geistes“ (Galater 5,22: Liebe, Freude, Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue) heranwachsen und gedeihen. Und wer dem Weinbergbesitzer im Lied zugestimmt hat in seiner harschen Reaktion auf den verdorbenen Weinberg, der muss sagen: Ja, es wäre konsequent, wenn Gott die verdorbene Schöpfung ihrem Schicksal und den Folgen ihres Tuns überließe.

- Und am Ende bleibt nur der Ruf dieses Sonntags: „Reminiszere“ - Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte! (Psalm 25,6). Lass uns nicht an den Konsequenzen unseres falschen Handelns zugrunde gehen, auch wenn das angemessen wäre. Überlass uns und diese Erde nicht der Finsternis und dem Chaos, in das wir alle zu stürzen drohen. Sondern lass uns heil und gesund werden an dem, der das Licht ist:

Jesus Christus, der für das Verdorbene und Verlorene in die Bresche gesprungen und mit seinem Leben für uns eingestanden ist. Verbinde uns mit Ihm, der sich selber als Weinstock hat einpflanzen lassen in diese Welt zu ihrer Rettung, sodass wir als Reben an ihm hängen und leben und die Früchte bringen können, auf die du wartest. (Siehe Johannes 15, 1-8!)  

Segen

Gott, der Herr, segne dich und behüte dich,

er lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,

er wende sein Angesicht dir zu und schenke dir seinen Frieden!

 

 

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Informationen

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