Margot Käsmann zum 3. Advent

Ein Wort von Margot Käsmann zum dritten Advent


Bundeskanzler Olaf Scholz sowie 7 der 16 neuen Bundesminister verzichteten bei ihrem Eid auf die Zusatzformel „so wahr mir Gott helfe“. Bei der Vereidigung 2013 nutzten sie noch alle Minister samt Bundeskanzlerin.

Einerseits schade. Denn wer sich auf Gott beruft, sieht sich ja in Verantwortung vor einer größeren Instanz. Und zeigt, dass er darum weiß: Nicht alles liegt in der eigenen Kraft und Macht. Ich selbst fand das entlastend, als ich mit dem Zusatz meine Wahl zur Landesbischöfin annahm.

Andererseits ist es ein Zeichen für den schwindenden Einfluss der Kirchen. Und der ist schlicht Realität. Wir leben nicht mehr in einer Zeit, in der fast alle Deutschen Mitglied einer Kirche sind. Der Koalitionsvertrag zeigt: Die Kirchen werden zwar gewürdigt, aber schlicht als Teil der Zivilgesellschaft.

 

Die Kirchen sind jetzt gefordert, sich mit ihren Überzeugungen in die Gespräche unserer Gesellschaft einzubringen. Denn als Christin bin ich überzeugt, dass unsere Grundüberzeugungen wertvoll sind für dieses Land. Es geht um Nächstenliebe, die in Solidarität umgesetzt wird. Es geht um den Blick auf die Menschen am Rande und den Blick über den Tellerrand, den uns das Evangelium aufträgt.

Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung sind biblischer Auftrag.

 

Es ist gut, dass die Kirchen dem neuen Bundeskanzler gratuliert und Gottes Segen gewünscht haben. Gut auch, dass viele Gemeinden in unserem Land heute die neuen Verantwortlichen in ihre Fürbitte aufnehmen. Menschen in der Politik, die sich christlich verankert wissen, dürfen gewiss sein, dass ihr Glaube und ihre Glaubensgemeinschaft sie tragen. Und wer sich nicht religiös gebunden versteht, darf dennoch der Fürbitte der anderen gewiss sein.

Wie heißt es in der Bibel: „Befiehl dem Herrn deine Werke, so wird dein Vorhaben gelingen.“ (Sprüche 16,3) Bleiben Sie behütet!

 


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