20. Sonntag nach Trinitatis

20. Sonntag nach Trinitatis 2021.
Gottesdienst in der Martin-Lutherkirche am 17. Oktober um 10:30 Uhr

Wochenspruch:

Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert; nichts als Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott Micha 6,8
Was heißt das für uns? In Familie, Beruf und Alltag? Darum geht es heute.

 

Lied:

Die güldne Sonne voll Freud und Wonne bringt unsern Grenzen mit ihrem Glänzen ein herzerquickendes, liebliches Licht. Mein Haupt und Glieder, die lagen danieder; aber nun steh ich, bin munter und fröhlich, schaue den Himmel mit meinem Gesicht.

 

Eingangsgebet:

Gott des Lebens, wir sind hier zusammengekommen, um dein Wort zu hören, auf dein Wort zu hören. Und sind doch durch so viel abgelenkt. So vieles bringen wir mit in diese, deine Martin-Luther-Kirche. Sorgen, Ängste, Schuld. All das, was wir in der Stille vor dich bringen …

Gott des Lebens, du willst, dass wir keine Angst haben müssen. Du verzeihst, du nimmst uns an. Lass uns das immer wieder spüren. Öffne unsere Herzen und Sinne für deine befreiende Botschaft.

Amen.

 

Aus Psalm 119:

Wohl denen, die ohne Tadel leben, die im Gesetz des HERRN wandeln! Wohl denen, die sich an seine Zeugnisse halten, die ihn von ganzem Herzen suchen, die auf seinen Wegen wandeln und kein Unrecht tun. Du hast geboten, fleißig zu halten deine Befehle. O dass mein Leben deine Gebote mit ganzem Ernst hielte. Wenn ich schaue allein auf deine Gebote, so werde ich nicht zuschanden. Ich danke dir mit aufrichtigem Herzen, dass du mich lehrst die Ordnungen deiner Gerechtigkeit. Deine Gebote will ich halten; verlass mich nimmermehr! Tu wohl deinem Knecht, dass ich lebe und dein Wort halte. Öffne mir die Augen, dass ich sehe die Wunder an deinem Gesetz.

Ehr sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Amen.

 

Alttestamentliche Lesung: Gen 8, 18-22; 9,12-17:

So ging Noah heraus mit seinen Söhnen und mit seiner Frau und den Frauen seiner Söhne, dazu alles wilde Getier, alles Vieh, alle Vögel und alles Gewürm, das auf Erden kriecht; das ging aus der Arche, ein jedes mit seinesgleichen. Noah aber baute dem HERRN einen Altar und nahm von allem reinen Vieh und von allen reinen Vögeln und opferte Brandopfer auf dem Altar. Und der HERR roch den lieblichen Geruch und sprach in seinem Herzen: Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich geschlossen habe zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier bei euch auf ewig: Meinen Bogen habe ich gesetzt in die Wolken; der soll das Zeichen sein des Bundes zwischen mir und der Erde. Und wenn es kommt, dass ich Wetterwolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken. Alsdann will ich gedenken an meinen Bund zwischen mir und euch und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, dass hinfort keine Sintflut mehr komme, die alles Fleisch verderbe. Darum soll mein Bogen in den Wolken sein, dass ich ihn ansehe und gedenke an den ewigen Bund zwischen Gott und allem lebendigen Getier unter allem Fleisch, das auf Erden ist. Und Gott sagte zu Noah: Das sei das Zeichen des Bundes, den ich aufgerichtet habe zwischen mir und allem Fleisch auf Erden.

 

Lied:

Wohl denen, die da wandeln vor Gott in Heiligkeit, nach seinem Worte handeln und leben allezeit; die recht von Herzen suchen Gott und seine Zeugnis halten, sind stets bei ihm in Gnad.

 

Predigtgedanken zu Mk 2, 23-28:

Und es begab sich, dass er am Sabbat durch die Kornfelder ging, und seine Jünger fingen an, während sie gingen, Ähren auszuraufen. Und die Pharisäer sprachen zu ihm: Sieh doch! Warum tun deine Jünger am Sabbat, was nicht erlaubt ist? Und er sprach zu ihnen: Habt ihr nie gelesen, was David tat, da er Mangel hatte und ihn hungerte, ihn und die bei ihm waren: wie er ging in das Haus Gottes zur Zeit des Hohenpriesters Abjatar und aß die Schaubrote, die niemand essen darf als die Priester, und gab sie auch denen, die bei ihm waren? Und er sprach zu ihnen: Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht und nicht der Mensch um des Sabbats willen. So ist der Menschensohn Herr auch über den Sabbat.

Autowaschen am Sonntag auf dem Hof. Wechseln der Winter- auf Sommerräder am Karfreitag am Straßenrand. Wohnzimmerstreichen am 1. Weihnachtsfeiertag. – Ich habe dabei, wenn ich so etwas sehe, jedes Mal ein Störgefühl. Und dennoch. Heimwerken am Wochenende, gerade auch am Sonntag, gehört immer mehr zum Alltagsbild. Man kann es gut finden oder weniger gut.

Sonntagsarbeit. Mal, um Geld zu sparen, mal, um Geld zu verdienen. Viele Menschen arbeiten sonntags, damit wir, die anderen, gut versorgt sind: Im medizinischen Bereich, im Freizeitbereich, in der Gastronomie, im Personenschutz. Und je nachdem, wie wir es unter sozialethischem oder wirtschaftlichem Aspekt betrachten, fällt unsere ethische Urteilsfindung aus. – Wie auch immer: Am Sonntag arbeiten, weil ich es will. Am Sonntag arbeiten, weil ich es muss. Sonntagsarbeit gehört mittlerweile zum Sonntagsbild mit dazu. Und kaum einer beschwert sich wirklich.

Wie anders doch in unserem Predigttext. Da reißen die Jünger im Vorbeigehen einige Ähren vom Feldrand ab. Und zack – ist da schon wieder ein Pharisäer, so ein ganz Frommer, der Jesus sofort zur Rede stellt. Vorwurf der Pharisäers: Die Jünger übertreten das Sabbatgebot. Dabei – mal ganz ehrlich: sie reißen doch einfach nur paar Ähren ab. Sie sind da mit Jesus unterwegs, in der Sache „Reich Gottes“. Lange schon. Und sie haben dazu ihre Häuser und Familien verlassen und ihre Arbeit auch. Und das alles um der Sache Gottes willen. Jetzt haben sie einfach Hunger. Wen verwunderts´s? So ein paar Ähren raufen, das kann man doch wohl kaum als Arbeit bezeichnen.

Die Jünger wissen es und Jesus hat es auch so gelernt: Der Sabbat ist absoluter Ruhetag So wie Gott am 7. Tag von seinem wunderbaren Schöpfungswerk ausruhte, so sollen auch die Menschen sich an diesem Tag erholen und über Gottes Schöpfungstat und seine Rettungstaten am Volke Israel nachdenken.

Und wie die Pharisäer so waren: In ihrer Frömmigkeit wollten sie - gut gemeint – alles vermeiden, um ein göttliches Gebot zu übertreten. Und so entwickelten sie zig Regelungen und Vorschriften, damit ein Gebotsübertritt unter keinen Umständen möglich war. Heraus kam dabei ein Vorschriftenwust, durch den es schwer war durchzusteigen.

Der Ruhetag, so Jesus, ist doch nicht dazu da, um eine Vorschrift nach der anderen zu befolgen. Der Ruhetag ist doch zum Wohle des Menschen da. Gott liegt doch das Wohl seiner Menschenkinder und seiner Geschöpfe am Herzen.

Jesus ist hier der Menschensohn über den Sabbat, der Menschensohn, der uns Menschen von unserer langen Suche nach Gottes Liebe befreit, die Suche, die begleitet ist von so vielen Entbehrungen, Pflichterfüllungen, Regeln, Verboten und Gesetzen.

Jesus ruft uns aber heraus aus diesen Zwängen. Jesus ruft uns zurück ins Leben: „Lebt das Leben, das Gott euch gegeben hat. Jesus ruft hier in seine Nachfolge. In die Nachfolge der Liebe. Auch in die Liebe zu sich selbst. Sei barmherzig zu dir selbst! Wie kannst du es sonst zu anderen sein? Hier klingt auch das sogenannte Doppelgebot der Liebe mit, wie wir es aus dem Markusevangelium kennen, 10 Kapitel nach unserem Predigttext. „Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: »Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft« Das andre ist dies: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“

Jesus sagte dieses Doppelgebot, weil sein himmlischer Vater möchte, dass es uns allen gutgeht! Er liebt uns. Er selbst ist die Liebe. Er will auch von uns, dass wir lieben. Und Liebe will keine Opfer, keine Selbstrechtfertigungen, keine Kasteiungen und keine gnadenlose Pflichterfüllung bis ins kleinste Detail. Denn strenge Sanktionen und spitzfindige Regeln zerstören das, was sie eigentlich beschützen wollen, hier die Sabbatruhe, die Freude an der Schönheit unseres Lebens, das uns von Gott einfach so geschenkt wurde, Er liebt uns mit unseren Fehlern und Macken. Mit unseren Unzulänglichkeiten und Schwächen. Mit unseren Träumen, Hoffnungen und Ängsten. So wie wir sind, auch, wenn der Pharisäer in uns schimpft und wettert!

Ich halte Sabbatruhe, indem ich in mich einkehre im Gebet und nehme, was mich hält und trägt. Ich nehme mir die reifen Ähren am Wegesrand, wenn ich an ihnen vorbeikomme. Denn ich weiß, Jesus geht mit mir. Ich bin da nicht alleine. Sabbatruhe? Auf jeden Fall! Aber als Geschenk, nicht als Last. Als Zeichen der Liebe, nicht als fesselnde Pflicht!

 

Segenslied:

Schalom chaverim, schalom chaverim, schalom, schalom, lehitraot, lehitraot, schalom, schalom.
Der Friede des Herrn geleite euch, Schalom, Schalom. Der Friede des Herrn geleite euch, Schalom, Schalom.

 

Wir wünschen einen gesegneten Sonntag!

 

Pfarrerin Friederike Vethacke

 

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