2. Sonntag nach Ostern, Miserikordias Domini

2. Sonntag nach Ostern – Miserikordias Domini

26. April 2020

Liebe Gemeinde!

Der Sonntag „Miserikordias Domini“ (= die Güte des Herrn) ist der Sonntag des Guten Hirten. Davon erzählt auch der Wochenspruch (Johannes 10, 11a.27-28a):

Christus spricht: Ich bin der Gute Hirte.
Meine Schafe hören meine Stimme,
und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben.

Zur Gottesdienstzeit um 10:30 Uhr erklingen die Glocken der Martin-Luther-Kirche.

Die Osterkerze wird angezündet.

 

Der Wochenpsalm: Psalm 23

Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
ER weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
ER erquicket meine Seele. ER führet mich auf rechter Straße um SEINES Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück,
denn DU bist bei mir, DEIN Stecken und Stab trösten mich.
DU bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
DU salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.

 

Das Wochenlied „Es kennt der Herr die Seinen“ (EG 358)

1 Es kennt der Herr die Seinen und hat sie stets gekannt, die Großen und die Kleinen in jedem Volk und Land; er lässt sie nicht verderben, er führt sie aus und ein, im Leben und im Sterben sind sie und bleiben sein.

2 Er kennet seine Scharen am Glauben, der nicht schaut und doch dem Unsichtbaren, als säh er ihn, vertraut; der aus dem Wort gezeuget und durch das Wort sich nährt und vor dem Wort sich beuget und mit dem Wort sich wehrt.

3 Er kennt sie als die Seinen an ihrer Hoffnung Mut, die fröhlich auf dem einen, dass er der Herr ist, ruht, in seiner Wahrheit Glanze sich sonnet frei und kühn, die wunderbare Pflanze, die immerdar ist grün.

4 Er kennt sie an der Liebe, die seiner Liebe Frucht und die mit lauterm Triebe ihm zu gefallen sucht, die andern so begegnet, wie er das Herz bewegt, die segnet, wie er segnet, und trägt, wie er sie trägt.

5 So kennt der Herr die Seinen, wie er sie stets gekannt, die Großen und die Kleinen in jedem Volk und Land am Werk der Gnadentriebe durch seines Geistes Stärk, an Glauben, Hoffnung, Liebe als seiner Gnade Werk.

6 So hilf uns, Herr, zum Glauben und halt uns fest dabei; lass nichts die Hoffnung rauben; die Liebe herzlich sei! Und wird der Tag erscheinen, da dich die Welt wird sehn, so lass uns als die Deinen zu deiner Rechten stehn.

Zum Mitsingen z.B.: https://www.youtube.com/watch?v=BNorkdm0yD8

 

Evangelium: Johannes 10, 11-16. 27-30

11 Ich bin der gute Hirte. Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe.

12 Der Mietling, der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verlässt die Schafe und flieht – und der Wolf stürzt sich auf die Schafe und zerstreut sie –,

13 denn er ist ein Mietling und kümmert sich nicht um die Schafe.

14 Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen und die Meinen kennen mich,

15 wie mich mein Vater kennt; und ich kenne den Vater. Und ich lasse mein Leben für die Schafe.

16 Und ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden.

27 Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir;

28 und ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.

29 Was mir mein Vater gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann es aus des Vaters Hand reißen.

30 Ich und der Vater sind eins.

 

Es spricht Pfr. Dr. Andreas Deppermann

 

Predigttext (=Epistel): 1.Petrus 2, 21b-25

21 Christus hat für euch gelitten und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußstapfen;

22 er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;

23 der, als er geschmäht wurde, die Schmähung nicht erwiderte, nicht drohte, als er litt, es aber dem anheimstellte, der gerecht richtet;

24 der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben. Durch seine Wunden seid ihr heil geworden.

25 Denn ihr wart wie irrende Schafe; aber ihr seid nun umgekehrt zu dem Hirten und Bischof eurer Seelen.

 

Gedanken zum Predigttext:

Liebe Gemeinde,

am heutigen Sonntag werden wir daran erinnert, wo wir Zuhause sind. „Ihr seid umgekehrt zu dem Hirten eurer Seelen.“ Wir gehören dem Guten Hirten an, durch dessen Wunden wir heil werden. Unser Behüter wirft sich selber für uns in die Bresche. Er führt die verlorenen, die in die Irre gegangenen Schafe zurück auf den Weg des Lebens. Keine Macht der Welt kann die, die zu ihm gehören, seiner schützenden und bergenden Hand entreißen.
Was für eine wunderbare, tröstliche und ermutigende Erinnerung! Und wie wichtig für uns, in dem ganzen vielstimmigen, verwirrenden und beängstigenden Stimmengewirr um uns herum immer wieder diese eine Stimme, die Stimme des Guten Hirten zu hören.

Der Apostel Petrus schaut nun auch darauf, welche Auswirkungen diese Zugehörigkeit für das Leben der Schafe hat. Wenn sie auf die Stimme des guten Hirten hören, dann folgen sie ihr natürlich auch. Dann lassen sie sich leiten auf rechter Straße, zu grünen Weiden und frischen Wassern. Er weiß, was gut ist. Seine Fußspuren geben die Richtung vor.

In diesem Fall geht es allerdings um eine ganz spezielle und ungewöhnliche Haltung: Unrecht ertragen. Das Böse nicht mit gleicher Münze heimzahlen. Die Beleidigung nicht erwidern, der Bedrohung nicht mit einer Gegendrohung begegnen. So hat es Christus getan auf seinem Leidensweg bis zum Kreuz. So handeln die, die seinen Fußspuren folgen.

Petrus macht das an einem krassen Beispiel klar, wenn er direkt vor unserem Textabschnitt (1.Petrus 2, 18-20) ausgerechnet den Sklaven in der Gemeinde dieses Verhalten nahelegt. Also denen, die der Willkür, den Launen oder sogar Boshaftigkeiten ihrer Herren ungeschützt ausgesetzt sind. Die ihrer Menschenwürde beraubt werden. Sie sollen um Gottes willen nicht aufbegehren, wenn ihnen für gutes, untadeliges Verhalten Unrecht widerfährt.

Das ist eine Herausforderung für uns alle. Denn: Gutes tun und dafür die entsprechende Anerkennung erhalten – das ist dann noch kein Merkmal der Nachfolger Christi. Sondern: „Wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt, das ist Gnade bei Gott. Denn dazu sei ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, daß ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen“ (2.Petrus 2, 20+21).

Das klingt in unseren Ohren erst einmal nicht nach angenehmen Weidegründen. Aber gerade hier, auf dem Feld der Beleidigungen, Kränkungen, Bedrohungen, wenn wir zu Unrecht herabgesetzt werden, für unser Bekenntnis zu Christus ausgelacht, für unsere Orientierung an seinen Maßstäben benachteiligt oder sogar beschuldigt, – gerade dann kommen wir dem Vorbild des Guten Hirten Christus nah.
In der Bergpredigt hat er es so beschrieben: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen.“ (Matthäus 5, 10+11).

So kann es geschehen, dass sich alles gegen die Nachfolger Christi zu wenden scheint, dass sie dastehen wie Verlierer – und dass sie sich dennoch heil und geborgen in der Hand des Guten Hirten befinden, der die Seelen zur ewigen Seligkeit führt.
Wir gehören dem Guten Hirten!

Amen.

 

Der Gottesdienst wird beschlossen mit der Fürbitte und dem Vater unser.

Gottes Segen zum Sonntag!

Andreas Deppermann und Matthias Overath

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