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einwort ist das Magazin der Evangelischen Kirchengemeinde Bottrop. Für jede Ausgabe wählen wir ein Wort, dessen Breite und Länge und Tiefe und Höhe wir ausloten. Wir glauben, dass ein Wort die Seele gesund machen kann. Auf der Suche nach den richtigen Wörtern erzählt einwort von Gott und der Welt. Denn am Anfang von allem war das Wort, und das Wort war bei Gott.

Das fremde Bein

von Ev. Kirchengemeinde Bottrop

Dirk Wunsch (53) ist groß, stark und zäh.
Bis ihn zwei Unfälle wortwörtlich aus
dem Tritt bringen.
Heute lebt er mit einer
Beinprothese.

 

2018 fällt dem Bottroper Metallbauermeister der Firma Eickelschulte Metallbau e. K. ein Holzstamm auf den linken Schuh und zertrümmert die Knochen des Vorfußes. Schrauben, Gips und Schienen sorgen dafür, dass er sich zumindest eingeschränkt bewegen kann und das Fahrradfahren neu für sich entdeckt. „Und dann fahre ich über den Ostfriedhof, biege in eine normale Kurve ein und rutsche weg. Mein Fuß hat sich dabei zwischen Vorderrad und Rahmen eingeklemmt – und blickte nach hinten.” Die Diagnose: 12-facher Unterschenkelbruch, 5-facher Wadenbeinbruch. „Der Fuß sah aus wie eine ungekochte Bratwurst, total deformiert, alles war Matsche.” Zwei Tage später erklären die Ärzt:innen ihm, dass bei derart komplexen Brüchen eigentlich eine Amputation nötig sei. Aber sie wollen alles versuchen, um den Unterschenkel zu retten.

Es folgen zwei Jahre medizinisches Martyrium aus Schrauben, Drähten und Stiften, und dann verträgt sein Körper das Metall nicht. Die Ärzt:innen verleisten, verschrauben und verdrahten mit anderen Mitteln, er bekommt einen Ilizarov-Fixateur, ein ringförmiges Außenskelett ums Bein. Anschließend noch einen Marknagel, der von oben durch das Knochenmark des Unterschenkels getrieben wird. Nichts funktioniert, stattdessen lösen sich die Knochen langsam auf. „Und dann kam der Tag, an dem die Ärzt:innen um mich herumscharwenzelten und mir eröffneten, dass nur noch die Amputation möglich sei.” Es ist ein Moment, der den bislang so souveränen Patienten beinahe verzweifeln lässt. Im März 2022 trennen sie schließlich den linken Unterschenkel vom Körper.

Nachdem der Stumpf verheilt ist, bekommt Wunsch die erste Prothese: Ein massives Stück Technik aus Karbon, Aluminium, dem Kniegelenk und einem Kunstfuß. Und er stellt schnell fest, wie schwer es ist, damit auch nur wenige Schritte zu gehen. „Ich bin zwischendurch schon fünf Mal gestürzt, weil ich ins Leere getreten bin, aber ich will wieder gehen, laufen und wandern können.” Die nächste Prothese wird bereits ein elektronisches Kniegelenk besitzen, dass dank gezielter Impulse intelligente Bewegungen möglich macht.

Dirk Wunsch, der Unternehmer und Macher, hadert bis heute mit seinem Schicksal und mit den langsamen Fortschritten auf zwei unterschiedlichen Beinen. „Schiefe oder gewölbte Ebenen sind in jeder Form für mich eine Herausforderung.” In der viergeteilten Mobilitätsgruppe befindet er sich derzeit in Gruppe 2: eingeschränkter Außenbereichsgeher. Aber das Fremde ist noch jung. Und die Folgegruppe nicht fern: der uneingeschränkte Außenbereichsgeher – mit der nächsten Prothese wird es hoffentlich möglich.

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